Dichtung und Wahrheit
Dichtung verdient ihren Namen erst durch Wahrheit, aber auch Wahrheit erscheint dem menschlichen Geist erst durch Entdeckung, verdichten und dichten. Wer aus dem nichts heraus neue Einsichten, Ansätze, Denkweisen und Argumente herausarbeitet, erntet kein Lob, sondern wird übersehen. Denn in der Wirrnis der Welt bislang unbekannte Zusammenhänge zu begreifen, daraus ein Denksystem zu formen, ist ebenso mühsam wie Außenstehenden unverständlich. Dogmatische, geschlossene Weltbilder erlauben den in ihnen Gefangenen, auf den ersten Blick zu glänzen. Nur entsteht so nichts neues. Sogar für Neuerungen gilt: Allen Zuspruch und Lorbeeren erhalten jene, die bereits Gedachtes einem Publikum erklären, das bereit dafür ist. Ein Charismatiker, der bekannte Sachverhalte darlegt, wird bejubelt, nicht der Unsichtbare, der sie gefunden hat.
Hier nun ein Ausflug in die literarischen Teile des Buches NEIN!, das Denken und Dichten verbindet zu einem Gesamtwerk.
Mein Geist schweift durch Zeiten und Räume. Unruhige Seelen singen ihr Leid in nächtlichen Wald, wo der Mond zwischen knorrigen Ästen lugt wie auf einem Gemälde Caspar David Friedrichs.
„Es bläst der Stern mit seinem Wind
kosmische Strahlung fort geschwind.
Er wärmt mit heißer Fusionsglut
Eis zu Wasser, Eis zu Blut.Derweil kreiseln Planetensphären,
tänzeln um sich selbst und gären
Leben aus in ihrer Suppe.
Dem Kometen ist es Schnuppe.”
Lassen wir den Einblick in die teilweise auch lyrische Erzählweise von NEIN! mit einer Prise Selbstironie ausklingen.
Ich soll ein Gedicht euch deuten,
so ein Gedöns von Dichterleuten.
Seht an, das Gedicht hat Reime!
Für gute Noten ich nun schleime.Was will der Dichter uns wohl sagen?
Könnt ihr die Wahrheit auch vertragen?
Der Reimeschüttler hat gedacht:
Er hat mit Stuß euch ausgelacht.”
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