Ein Auszug aus dem Buch „Nicht schon wieder! Nicht noch ein Buch!”
Ihr könnt euch also auf Narreteien und Eulenspiegeleien gefaßt machen. Tja, und was wurde später aus dem Buch? Die Zeitgeschichte kennt ihr wohl selbst: Schon George Orwell sah in seiner dystopischen Zukunftsvision „1984” Bücher für etwas subversives an. Denn in ihnen steht für alle Zeiten gedruckt, wie es geschrieben wurde. Daher gibt es keinen Spielraum mehr für nachträgliche Verfälschungen. Das ist gefährlich, denn es überliefert Denken und Wissen ferner Zeiten, könnte die körperlichen Halbintelligenzler zukünftiger Gegenwart zu gefährlichen Dingen verleiten, als da wären: selber denken, zweifeln, in Frage stellen, vergleichen.
Das Wissen der Welt ist gefährlich für jene, die Inhaber von Moral und Fortschrittlichkeit sind, weshalb sie sich die Aufgabe gewählt haben, die Menschheit so umzuerziehen, daß sie den von ihnen aufgestellten völlig richtigen und beglückenden Prinzipien entsprechen. Dazu ist es nötig, die Vergangenheit stets passend umzudeuten, um daraus abzuleiten, was die Inhaber progressiver Sicht gerade als erforderlich erkannt haben. Deshalb werden im Roman „1984” alle Berichte ständig geändert. Was gestern richtig war, kann heute ins Gegenteil umgekehrt sein. Jeder Artikel, jede Nachricht ändert sich ständig, jeweils dem Bedarf der Oberweisen entsprechend, die ständig das Bild der Welt umschreiben wie Wikipedia, das seit Jahrzehnten von politischen Druckgruppen so umgebürstet wird, wie sie es für ‚progressiv’ halten.
Liebe Freunde der Ironie! Ihr seht schon ein, daß einfach zu mühselig ist, Bücher zu verbrennen oder einzeln aus Bibliotheken zu entfernen. Habt Mitleid mit den Zensoren, die darüber wachen müssen, daß du nichts kritisches vor Augen erhältst, was die gefährliche Unsitte unbetreuten Selberdenkens auszulösen vermöchte. Erspart Wächtern woker Gesinnung den übermäßigen Arbeitsaufwand, alle Bücher der Menschheit, die zu lesen sie eh oft zu doof sind, nach gefährlichen Relikten selbständigen Denkens durchforsten zu müssen.
Durch einen Unfall der Kulturrevolution könnte das Unglück geschehen, daß nicht woke, daher jugendgefährdende Schriften alter Zeiten aus Versehen irgendwo in einem finsteren Winkel einer entlegenen Bibliothek aufbewahrt werden und jene Kulturrevolution überdauern, danach Anstoß geben zu subversivem Denken. Oh Gott oh Graus! Gedruckte Bücher sind einfach gefährlich, weil zu beständig, nicht lückenlos überwachbar und täglich änderbar, weil ja jeden Tag etwas anderes als Wahrheit beschlossen werden kann von den Regenten, die demokratisch in ihren Gremien entscheiden, was denn nun wahr und falsch sein soll.
Viel besser geeignet als altmodische Büchereien mit Büchern sind Weltnetz oder Internet, ideales Medium, um ständiges Löschen, Umarbeiten, Umschreiben des Wissens der Menschheit zu ermöglichen. Nun können jene, die sich zu Aufsehern über das erhoben haben, was die Wahrheit sein soll, ungehindert ihres Amtes walten. Während du friedlich schläfst, haben sie gerade umgeschrieben, was du gestern noch gelesen hast, aber nie wieder finden wirst.
Wer in diesen progressiven Zeiten lebt, in denen die mühsame Arbeit des Denkens überflüssig geworden ist, weil künstliche Intelligenz das sehr viel besser vermag und obendrein gründlich geprüft ist, um woke Ergebnisse zu erzielen, also schädliches Selberdenken und Denkabweichungen vom erwünschten Ergebnis zu vermeiden, damit es keine Diskrepanz mehr gibt zwischen der fortschrittlichen Regierung und den von Krankheiten wie dem Selberdenkenwollen bedrohten Einwohnern, der vermag sich nicht einmal vorzustellen, wie es einmal war.
Stell dir vor: In einem Buch steht drin, was jemand unbetreut gedacht hat. Also sind Bücher gefährlich. Die in ihnen enthaltenen Gedanken sind nicht von Gesinnungs- und Faktenprüfern auf unerwünschte Inhalte untersucht und von diesen gesäubert worden. Fakt ist bekanntlich, was die große Schwester für richtig erklärt hat. Nur die Obrigkeit kann entscheiden, was wahr und was falsch ist. Und selbige weiß, daß in Büchern jede Menge Dinge stehen, die sie für falsch hält, und am schlimmsten von allen Büchern, die je geschrieben wurden, sind jene des Verfemten, des Jan Deichmohle. Laß dich nicht mit seinen Büchern erwischen!
Ihr merkt schon, hier lobhudelt einer den Büchern. Aber wieso denn? So ein Buch hält doch auch nicht ewig. Irgendwann verrottet oder zerbröselt das Papier. Ein Fels dagegen, in den ein Zeitgenosse der Neanderthaler Zeichen gemeißelt hat, könnte noch in hunderttausend Jahren lesbar sein, so er nicht in Bausteine für Metropolen zerschnitten wurde.
Wenn ich etwa zwanzig Jahre lang mit Hammer und Meißel dieses Buch in die Eiger-Nordwand schlüge, und bis dahin noch nicht von unerfreuten Schweizer Behörden verhaftet worden wäre, würde ich wohl mit diesem Buch noch nicht bei der Zeile angelangt sein, die du gerade liest.
…
Es geht weiter mit ehrlichen Büchern, die neues Denken und Argumente bringen, zugleich klassisches aufrechterhalten. Von Émile Durkheim über Marcel Mauss und Claude Lévi-Strauss zur Stimme männlicher Verlierer und Incel und heutigen Evolutionsbiologen. Dokumentarische Berichte von Männern, die keine sexuelle Suffrage haben. Wo bleibt Suffrage für Männer?
Lest selbst über die kulturellen Grundlagen für die Entwicklung von Gefühlen und Empathie, besonders von Frauen für Männer … Nicht schon wieder!
neue Kommentare