zu Hadmut Danisch: Der Hang von Zeitgenossen feministischer Ära zu oberflächlicher Polemik
Heute antworte ich (bis kurz vor Schluß) Satz für Satz auf einen Blogartikel von Hadmut Danisch, weil es nötig erscheint, eine bislang zu oberfächliche Debatte genau genug zu analysieren, um Denkfehler zu vermeiden.
Obwohl schon lange aktiv, habe ich aus beruflichen und privaten Gründen die Zeit zwischen 2000 und 2014 verpaßt; als ich im Internet wieder auftauchte, waren alle Nischen besetzt, die zuvor starke Stellung verloren.
Konsequente Feminismuskritik ist verschwunden; in der Zwischenzeit haben sich die einen mit dem vermeintlich unvermeidbaren abgefunden, andere sind nicht mehr unter uns, die übrigen mit dem alten Radikalfeminismus aufgewachsen und halten ihn für ‚normal’.
Einher mit diesem Wandel geht der Verlust an Format. Tiefe geistige Durchdringung und seriös begründete Theoriebildung und Argumente zählen nicht mehr. Wer das tut, findet einfach keine Leser, weil es den Leuten zu mühsam ist, sich hineinzudenken. Was heute geht, ist oberflächliche Polemik, Schaumschlägerei bis hin zur Verschwörungstheorie, eine unterhaltsame Verflachung bis an die Grenze von Cartoon oder Komik. Sowas wird gern hochgejubelt und zum Erfolg. Viele finden es wunderbar und teilen in Massen. Wer erfolgreich sein will, paßt sich dem Zeitgeschmack an.
«„Emotionen, Suchtverhalten und Triebe”
Hadmut 11.3.2018 13:32» (Hadmut Danisch, „Emotionen, Suchtverhalten und Triebe”, 11.3.2018)
Eine vielversprechende Überschrift. Lesen wir aufmerksam.
«Über Reptiliengehirne, warum man Soziologen den Hintern versohlen sollte und warum Dorothee Bär schon vor Amtsantritt nach Fehlbesetzung riecht.» (a.a.O. Danisch)
„Warum man Soziologen den Hintern versohlen sollte”: Das ist unsachlich und wird persönlich – ein typischer Fehler auch feministischer Argumentation. Zudem ist es eine verbale Drohung und damit ein Teil der allgemeinen Verrohung von Debatten.
„schon vor Amtsantritt nach Fehlbesetzung riecht” – wieder ein typisch schlechtes Argument, mit dem Feminismuskritiker seit 150 Jahren immer wieder verlieren: Etwas im voraus wissen zu wollen, ist ungeschickt. Sollte sie es packen, hätte der Kritiker sich nämlich blamiert. Sowas soll vorkommen. Daher ist es ratsam, erst einmal abzuwarten, Menschen aufgrund ihrer Taten zu beurteilen, aber nicht vorneweg.
Doch oberflächliche Zeitgenossen, die in Polemik und Oberflächlichkeit verliebt scheinen, finden sowas offenbar toll und fliegen solche Tiraden an wie Motten das Kerzenfeuer. Ob sie sich mit solchen ungeschickten Argumentationsweisen immer wieder die Flossen versengen, scheint den Motten egal zu sein.
«Das ist ja seit Jahren ein Thema hier im Blog: Ich halte Soziologen für weitgehend inkompetente Dampfschwätzer, die in ihrer Unfähigkeit Moden hinterherquatschen und gerne so achtkantig schwafeln, daß man nicht merkt, daß sie entweder nichts sagen oder es falsch ist, und oft sogar beides.» (a.a.O. Danisch)
Halleluja. Wenn das die Elite unsrer Feminismuskritiker ist, dann können wir einpacken. Der Absatz ist selbst, was er Soziologen vorwirft. Man sollte niemals sinnlos pauschalisieren oder gegen einen ganzen Berufsstand herziehen. Das werden nämlich Soziologen (später wird gar allgemein von Geisteswissenschaftlern gesprochen) nicht lustig finden. Was würden wir wohl denken, wenn jemand pauschal über alle Handwerker oder alle Künstler herzieht? Die einzig korrekte Argumentation ist, die starke Durchdringung der Geisteswissenschaft – und keineswegs nur der Soziologen, was eine grundlose Beschränkung darstellt – mit feministischer, linksradikaler, genderistischer und globalistischer Ideologie zu kritisieren. Wer ein ganzes Fachgebiet angreift, ist inseriös, könnte genauso gut laut rufen: „Hallo, ich will gerade Vorurteile gegen einen ganzen Berufsstand verbreiten. Glaubt mir bitte, ich bin ganz ganz seriös.”
«Der zentrale Kern meines Grolls gegen diese Meschpoke ist» (a.a.O. Danisch)
Der Stil in den häufigen Polemiken Danischs ist oft so unsachlich, daß ich mich frage, wieso gerade der so viel gelesen wird. Solche Unsachlichkeit legt nahe, daß nichts vernünftiges zu erwarten sei. Vielleicht tut er das, weil es bei vielen ankommt. Dann spricht es nicht gegen Danisch, der nur tut, was erfolgreich ist, sondern gegen die Oberflächlichkeit zeitgenössischer Leser, die eine Publikumsbeschimpfung verdienen. Immerhin muß ich Danisch hier jetzt verteidigen, denn ich sitze ja als Buchautor und Blogschreiber, der versucht, journalistische Aufgaben zu erfüllen, die von gleichgeschalteten Gesinnungsmedien nicht wahrgenommen werden, im gleichen Boot wie er. Genauso wie Danisch kenne ich den Druck, so zu schreiben, wie es ankommt, damit Blogartikel und Bücher nicht ungelesen vergammeln. Auch meine Sprache ist daher polemischer geworden, wie auch an diesen Sätzen abgelesen werden kann. Somit kann ich nachvollziehen, weshalb er in diese Richtung geht und gehen muß. Doch sollte man dem Geschmack von der feministischen Ära verdorbener und verblödeter Zeitgenossen (ja, ein polemischer persönlicher Angriff, aber eine Publikumsbeschimpfung ist überfällig) nicht so weit folgen, daß man argumentativ schwere Fehler begeht. Die Soziologie als Wissenschaft anzugreifen ist solch ein schwerer Fehler. Ich habe großen Respekt vor Gründern wie Émile Durkheim, auf den ich mich in einem Buch übrigens berufen habe.
«daß die mit Wissenschaft nichts zu tun haben, völlig anspruchslos sind, frei erfundenem „philosophischem” Phantasiegegacker hinterherrennen und schon an grundlegender Methodik scheitern, etwa Koinzidenz, Korrelation und Kausalität nicht auseinanderhalten können, schlimmer noch, es nicht auseinanderhalten wollen.» (a.a.O. Danisch)
Die Beschreibung ist schon treffend, aber nicht für die Soziologie als solche, sondern für feministische Unwissenschaft, wie ich seriös aus grundlegenden feministischen Werken ihrer ‚Wissenschaftstheorie’ nachgewiesen habe. Doch das will keiner lesen. Fakten sind verblödeten Zeitgenossen, die feministisch von klein auf weichgespült und gehirngewaschen worden, zu langweilig und mühsam. Vom Feminismus hervorgebrachte verkorkste Generationen lesen lieber lustige Polemiken, auch wenn noch so grobe Schnitzer drin sind. Ja, dies ist eine Publikumsbeschimpfung! Nicht Danisch, der sich in seinen Analysen des feministischen Filzes als intelligenter Mann zeigt, steht hier am Pranger, sondern Leser oder Nichtleser, denen es an dem Format fehlt, das Männer einst auszeichnete.
Auch linksradikale Soziologen haben Wissenschaft zur Ideologie verdreht, so wie der Marxismus-Leninismus als ‚Studienfach’ im einstigen kommunistischen Ostblock. Es ist jedoch gefährlich daneben geholzt, dies auf ein ganzes Fachgebiet zu verallgemeinern, das einst in Zeiten Durkheims vernünftig war. Dagegen läßt sich beweisen, daß feministische Fächer tatsächlich von Grund auf auf unwissenschaftlicher Methodik gründen und daher vollständig abzulehnen sind. Was Danisch hier tut, ist daher schädlich und gefährlich: Er pauschalisiert unzulässig gegen die Soziologie als solche, was seine Argumentation unglaubwürdig macht. Von weiten Kreisen wird er deswegen schlicht nicht ernstgenommen werden können. Gleichzeitig mißbraucht er so ein an sich gutes und richtiges Argument, denn die feministischen Unwissenschaften sind tatsächlich von Grund auf Unsinn und müssen vollständig als Quatsch abgewickelt werden wie Marxismus-Leninismus oder faschistischer Antisemitismus als Lehrfach. Das wird aber nicht gelingen, wenn Leute in blindem Zorn wie Danisch zuvor die gesamte Soziologie angegriffen haben und damit ihre Argumentation unglaubwürdig machen. Solcher Übereifer gegen die falschen schadet.
«Soziologen sind politisiert, seit etwa 90 Jahren massiv marxistisch ausgerichtet, oft nur noch eine Tarnbezeichnung für Marxismus, haben nicht Wissen, sondern Gesellschaftsveränderung als Ziel, und behaupten – und viele glauben es auch – daß der Mensch ohne biologische, neuronale, hormonelle Eigenschaften auf die Welt käme, daß alles nur anerzogen, ansozialisiert und beliebig umprogrammierbar wäre. Soziologie ist in weiten Teilen nur noch die Propaganda zur Durchsetzung politischer Ziele, und wissenschaftliche Denkfehler werden nicht nur aus Unfähigkeit begangen, sondern als rhetorisches Mittel zur Täuschung eingesetzt. So entstanden die Gender Studies und sind auch immer noch Auswüchse der Soziologie.» (a.a.O. Danisch)
Als Mann, der immer wieder darüber klagt, in seiner akademischen Laufbahn als Informatiker aus zwielichtigen politischen Gründen abgesägt worden zu sein, dürfte Danisch intelligent genug für eine korrekte logische Arbeitsweise sein, wenn er sich nicht so gehen ließe, wie es Feministen aufgebracht und in der Gesellschaft verbreitet haben. Leider hat die Schädigung durch Feminismus Männer von Format aussterben lassen. In seiner Tirade ist dem Herr Danisch die Bedeutung eines wichtigen Wortes entgangen: „noch”. Es impliziert nämlich, daß Soziologie vorher etwas anderes gewesen ist. Das ist entscheidend. Damit fällt nämlich die gesamte Argumentation Danischs logisch in sich zusammen.
Offenbar ist Herr Danisch der Ansicht, Feminismus oder Gender Studien seien aus der Soziologie hervorgegangen, was grober Unsinn ist. Die Idee, Geschlechter und ihre kulturellen Aufgaben seien nur Produkt der Erziehung, des Erlernens oder der Gesellschaft, entstammt nicht der Soziologie, sondern feministischen Wellen. Meine Schriften verfolgen die Spur bis vor 1800 zurück. Offenbar kennt Herr Danisch die Schriften und Grundthesen Émile Durkheims nicht. Das braucht er auch nicht als Informatiker. Doch wenn er die Klappe aufreißt und gegen Soziologen wettert, dann sollte er das wissen und verstehen, verdammt noch mal. Wo sind wir denn hier? Im Kindergarten? Wo der gewinnt, der mit den besten Kraftausdrücken um sich schmeißt? Wo eine lustige Polemik Sachverstand aus dem Feld schlägt? Gerade jemand mit der Bildung eines Informatikers sollte in der Lage sein, das besser zu machen.
Übrigens, Überraschung: Ich habe mich ausgerechnet zum Thema Geschlechterrollen auf Émile Durckheims Soziologie berufen. Er schreibt nämlich, daß diese natürlich und grundlegend sind für Gesellschaft und Arbeitsteilung überhaupt. Es ist also kompletter Unsinn, wenn ein Herr Danisch, der sich nicht ausreichend informiert hat, über die Soziologie allgemein ablästert, weil diese Geschlechter als reine soziale Erfindung abtue und Gender hervorbringe, wenn der Gründer des Fachgebietes das genaue Gegenteil vertreten hat.
Dumm ist nur, daß solche falsche und oberflächliche Polemik ankommt, viele Leser findet, allgemein beliebt ist, dagegen richtige Analysen zu kompliziert, langweilig oder dem Zeitgeist fern erscheinen und gemieden werden. Schon in meinem ersten Buch „Kultur und Geschlecht” habe ich die Bedeutung und Natürlichkeit der Geschlechter unter anderem auch mit Émile Durkheim, einem Gründer der Soziologie, belegt. Doch das interessiert keinen. Publikumsbeschimpfung nötig! Unsinn wird lieber gelesen als durchdachte Analyse.
«Ich habe in den letzten Jahren eine Reihe von Blog-Artikel darüber geschrieben, daß ich das ganz anders sehe und daß ich das auch auf eine Vielzahl von Forschungsergebnissen der Biologen, Neurologen, Endokrinologen und Evolutionspsychologen stütze, die inzwischen eine so hohe Dichte angenommen haben, daß man sagen kann und eigentlich auch sagen muß, daß die Gender Studies und weite Teile der Soziologie, und in der Weiterung sogar der Marxismus, die alle zusammen gar keine Belege haben und vorlegen können, als komplett und systematisch falsch erwiesen und widerlegt sind. Im Prinzip sind die nicht nur als „Wissenschaftler” völlig gescheitert, sie sind als Tarnfirma der Geheimdienste und Regierungen aufgeflogen.» (a.a.O. Danisch)
Ja, das meiste stimmt und unterstütze ich. Bei mir sind es sogar Jahrzehnte, in denen ich geschrieben habe, daß ‚Frauenforschung’ in allen Spielarten, einschließlich Genderstudien, Unwissenschaft und Hokuspokus und restlos abzuwickeln sind. Nur sollte man dann nicht ein ursprünglich vernünftiges Fachgebiet mit angreifen, durch Pauschalisierung seine eigene Glaubwürdigkeit beschädigen. Hier spricht Danisch von „weiten Teilen der Soziologie”. Das ist schon besser als die Soziologie insgesamt und diskutierbar. Ungeschickt bleibt es. Denn die Soziologie ist gewiß in weiten Teilen feministisch und marxistisch umgekrempelt und korrumpiert worden, doch es ist ein logischer Unterschied, ob „weite Teile der Soziologie” kritisiert werden oder vielmehr das Umkrempeln und Korrumpieren der „weiten Teile der Soziologie”. Sollte ein Informatiker nicht logisch genug denken, diesen entscheidenden Unterschied zu bemerken?
„daß ich das ganz anders sehe” – zu persönlich! Wie Herr Danisch das sieht, spielt in der Debatte keine Rolle, das ist seine Privatsache und kein Argument gegen den feministischen und marxistischen Filz, den er löblich in seinem Blog angeht. Das ist an sich ja dankenswert.
«Ich bin kein Biologe und kein Hirnforscher. Trotzdem fand ich einige der Aspekte überaus interessant und erhellend, und habe diverse Artikel über Hirnfunktionen, vor allem die Amygdala geschrieben, bei der das fortschreitende Verständnis von deren Funktionen eine völlig andere Sicht und Erklärung der Verhaltensweisen von Menschen liefert, als die Soziologen es behaupten.» (a.a.O. Danisch)
Das wäre völlig richtig, wenn ein Wort gestrichen wird: „die”. Es sind eben nicht alle Soziologen, die das behaupten, und folgt nicht aus der Soziologie. Wer so unzulässig verallgemeinert, glaubt irgendwann auch an Verschwörungstheorien.
«Kennt Ihr das Gefühl, wenn ihr an der Bar ein Glas Milch bestellt und der Barkeeper antwortet, man solle doch gleich eine ganze Kuh nehmen, sei gerade kostenlos im Angebot, und einem gleich das ganz Rindvieh rüberreicht?» (a.a.O. Danisch)
Es liegt wohl am heutigen Publikum (Beschimpfung!), daß lustige Polemik mit Gedankensprüngen mehr zieht als solide Argumentation. Dafür kann Herr Danisch nichts.
«„Schon in den vergangenen Monaten häufte sich die Kritik an Plattformen wie Facebook, Instagram und YouTube. Der ehemalige Facebook-Präsident Sean Parker sagte, das Netzwerk sei konzipiert, ‚Schwächen in der menschlichen Psyche auszunutzen’. Der frühere Facebook-Manager Chamath Palihapitiya warnte vor den ‚kurzen, dopamingetriebenen Feedbackschleifen’, die unser soziales Miteinander veränderten. Der Autor Franklin Foer schreibt in seinem aktuellen Buch von einer ‚Welt ohne Verstand’, und Tristan Harris glaubt, daß die Entwickler von vornehmlich drei Firmen – Facebook, Google und Apple – über die Aufmerksamkeit von Milliarden Menschen verfügen.
Die Suche nach den dunklen Mustern
‚Die Plattformen sprechen einen Teil des menschlichen Gehirns an, der auch Reptiliengehirn genannt wird und für Emotionen, Suchtverhalten und Triebe verantwortlich ist’, sagte die Interface-Designerin Elayne Safir in einem Panel auf dem SXSW. Sie ist Teil einer Gruppe von Designern und Entwicklerinnen, die sich Choice Architects nennt und die Probleme von sozialen Netzwerken, aber auch von Apps und Websites untersucht.
Eines dieser Probleme sind laut Safir sogenannte dark patterns, also dunkle Muster. Dabei handelt es sich um Designentscheidungen, die einzig dazu dienen, die Nutzer unbewußt zu einer Aktion zu bewegen (und damit letztlich Umsatz zu machen). Das bekannteste Beispiel sind etwa Likes, die es in praktisch jedem sozialen Netzwerk gibt.”» (a.a.O. zitiert von Danisch)
Das ist interessant. Jedoch ist es nichts neues. Psychologische Beeinflussung ist seit jeher Ziel moderner Werbung, die bereits in den 1920er Jahren Blüten trieb. Richtig ist auch, daß solche Mittel von Diktaturen jeglicher Richtung systematisch mißbraucht werden.
«Grundsätzlich ist das nicht neu, man kennt es auch als „Nudging”, und Angela Merkel sieht das als Regierungsform an. Orwell läßt schön grüßen.
Das paßt ziemlich gut zu meinen bisherigen Beobachtungen und Schlußfolgerungen.
Und es heißt, daß die einzig befähigten Soziologen eben die Biologen, die Neurologen, die Evolutionspsychologen und die Endokrinologen sind, aber nicht die „Soziologen” und schon gar nicht die Gender-Spinner. Entgegen geisteswissenschaftlicher Auffassung werden wir nicht nur mit einem Körper geboren, sondern auch mit einem Gehirn. Wir sind keine Gespenster, die nur sozialprogrammiert werden.» (a.a.O. Danisch)
Den ersten Sätzen stimme ich zu. Doch dann folgt wieder die unzulässige Verallgemeinerung „die einzig befähigten Soziologen”. Gewiß läßt sich argumentieren, daß exakte Wissenschaften eine Beweisbarkeit haben, die Geisteswissenschaften abgeht. Daher sind nachprüfbare Ergebnisse exakter Wissenschaften aussagekräftiger als Behauptungen, die aus geisteswissenschaftlichen Theorien folgen. Doch hier liegt wieder die in Danischs Artikel übliche Verengung auf ‚Soziologie’ vor: tatsächlich gilt das für alle Geisteswissenschaften. Daraus folgt aber keineswegs, wie Danisch unterstellt, Geisteswissenschaftler seien per se nicht befähigt, wenn sie keine Methodik exakter Wissenschaften benutzen. Das ist eine unsinnige Unterstellung, die Danischs Denken leider zu prägen scheint. Tatsächlich bringen Künstler und Geisteswissenschaftler wertvolle kulturelle Leistungen hervor. Im zweiten Weltkrieg wurde Churchill gefragt, ob sich das ums Überleben kämpfende britische Empire die Ausgaben für Künstler leisten könne. Er soll sinngemäß geantwortet haben: „Wenn wir die Künste aufgeben, wofür kämpfen wir dann?” Das Problem liegt in der feministischen, marxistischen und ideologischen Unterwanderung aller Geisteswissenschaften, und keineswegs nur der Soziologie. Mal pauschalisiert wer, wo es unzulässig ist, mal wird falsch auf die Soziologie eingeengt. Er scheint sich emotional in die Soziologie verbissen zu haben – auch das ist Methodik, wie sie von Feministen aufgebraucht und dann in der Gesellschaft verbreitet wurde.
Völlig richtig ist wieder, daß wir nicht nur sozialprogrammiert werden. Darin stimmen wir völlig überein. Allerdings versuchen machthabende Ideologen das Gehirn, mit dem wir geboren werden, massiv und naturwidrig umzuprogrammieren, worin sie leider aufgrund undemokratischen Machtmißbrauchs ziemlich erfolgreich sind.
«Wissenschaftlichkeit ist im Prinzip das Kennen, Erkennen und Beherrschen solcher Denkfehler.» (a.a.O. Danisch)
Der Satz ist nicht falsch, aber auch nicht richtig. Wissenschaftlichkeit beruht auf den grundlegenden Prinzipien, die Feminismus als ‚patriarchalisch’ zerstört hat: Objektivität, Sachlichkeit, Überprüfung von Annahmen und Ergebnissen durch Experimente u.s.w. Wissenschaft ist eine kritische Methode. Wissenschaftliche Methodik führt zu einer wissenschaftlichen Debatte, aus der heraus Denkfehler und falsche Annahmen erkannt und behoben werden. Ideologie‚wissenschaft’ betreibt das genaue Gegenteil, geht von falschen Annahmen aus, die wie ein Dogma das ganze Gebäude begründen und niemals in Frage gestellt oder überprüft werden.
«Was ich in den letzten 6 Jahren in Geisteswissenschaften und vor allem der Genderei gesehen habe, ist genau das Gegenteil: Die Aufgabe jeder Rationalität und das korrupte Hineinsteigern in diese Denkfehler.» (a.a.O. Danisch)
Völlig richtig. Nur ist mir das zu subjektiv. Ich arbeite seit Jahrzehnten daran und weise nach. Es ist etwas anderes, ob irgendwer etwas sieht: „Was ich … gesehen habe”, oder ob jemand akribisch aus den Quellen nachweist, wie ich das bereits in den 1990er Jahren getan habe. Wichtig ist auch, die Ursache klar zu benennen: Weder Soziologie noch Geisteswissenschaften im allgemeinen, sondern feministische Wellen haben diese Unsachlichkeit, falsche Annahmen und unwissenschaftliche Methodik absichtlich verbreitet. Unabhängig von ihnen haben Marxisten ähnliches getan, aber bei weitem nicht so erfolgreich.
Übrigens habe ich während meines Studiums der Mathematik im Mathematischen Institut, das in den 1930er Jahren erbaut worden war, ein Buch aus der faschistischen Zeit gefunden, in dem ein offenbar glühender Nationalsozialist wütend gegen die Wissenschaft polemisiert hat. Er behauptete, der Gebrauch bestimmter Zahlensysteme habe etwas mit Rassen zu tun, wobei das ‚gute’ Zehnersystem der eigene ‚Rasse’ zugeschrieben wurde, ein anderes, ‚schlechteres’ den ‚Semiten’. Das war völliger Humbug, rassistischer Quatsch, begründet vor allem mit polemischen Ausfällen. Ich finde es gar nicht gut, daß in der heutigen Zeit Polemik wieder dabei ist, Sachlichkeit zu verdrängen. Allerdings besteht ein großer Druck, weil das Publikum sachliches mit Verachtung straft, Polemik dagegen witzig, unterhaltsam und ‚menschlicher’ findet, was eigentlich unsinnig ist. Wichtig ist ein logisch korrektes Argument. Präzise Argumentation ist entscheidend. Polemik darf höchstens eine Ausschmückung sein, ein bedauerlicherweise nötiges Zugeständnis an den Zeitgeist. Sonst entstehen nämlich Denkfehler, und es wäre lächerlich, Denkfehler zu kritisieren, dabei aber selbst welche zu begehen.
«So wie der Wert der Presse unter Null ist, ist die Wissenschaftlichkeit der Geisteswissenschaften unter Null. Kennt Ihr den Witz vom Fahrstuhl, in den drei einsteigen und auf deren anderen Etage fünf rauskommen? Sagt der Mathematiker: Wenn jetzt wieder zwei einsteigen, ist der leer. Würde man Soziologen fünf Jahre ausbilden, kämen sie vielleicht an den Punkt, von Wissenschaft gar keine Ahnung zu haben, weil dann erst mal die gröbsten Denkfehler weg wären. Habe ich schon erwähnt, daß Soziologen und Journalisten eng verwandt sind?» (a.a.O. Danisch)
Erst greift Danisch die gesamten Geisteswissenschaften an, womit er sich heillos übernimmt. Es ist schädlich, einen mehrere Jahrtausende alten Zweig menschlicher Wissenschaft anzugreifen. Historiker gab es bereits in der Antike, bei den Hellenen, und gehören gewiß zu den Geisteswissenschaftlern. Diesen Fehlgriff erweitert er, indem noch Journalisten einbezogen werden. Bei solcher gedanklicher Unschärfe kommen wir nicht mehr dazu, darüber nachzudenken, wieso denn Journalisten vielfach so tendenziös geworden sind. Solche Unschärfe verdunkelt eigentlich richtige Aussagen.
Nach diesem Patzer macht Danisch einen weiteren Schnitzer, der mir vertraut ist, weil mir schon ein sogenannter ‚Männerrechtler’ damit gekommen ist. Ich will keinen Namen nennen, aber es ist ein Buchautor, der sich unsolidarisch weigerte, mir bei der Verlagssuche zu helfen, um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen. Der hatte in einer internen Debatte ebenfalls logische Denkfehler produziert, aber nicht eingestehen wollen und Kritik an seinen Trugschlüssen abgewiesen, was letztlich mit meinem Rauswurf aus der Gruppe endete – obwohl es noch mehr Gründe gegeben haben könnte; ich stand wohl einigen im Wege.
Dieser hatte irgendwann einen englischen Artikel gelesen, in dem jemand Hypergamie erklärte. Danach meinte er, die ganze Welt verstanden zu haben, und argumentierte pauschalisierend wie folgt: Feminismus sei falsch, weil Hypergamie angeboren sei. Sofort erhob ich Einspruch, weil das wissenschaftlicher Humbug ist und gleich in mehrfacher Hinsicht schädlich.
1. Die Behauptung, Menschen seien allgemein von Natur aus hypergam, ist falsch. Gewiß dominiert eine weibliche Veranlagung zu Hypergamie, weil das Frauen erhebliche Vorteile einbringt, doch gibt es in der Ethnologie drei logische Modelle:
(i) Hypergamie: Die Frau heiratet hinauf
(ii) Homogamie: Die Frau heiratet ebenbürtige
(iii) Hypogamie: Die Frau heiratet hinab
Letzteres ist selten, aber nicht unmöglich. Nun sind Feminismuskritiker seit vielen Jahrhunderten immer wieder genau deshalb gescheitert, weil sie wie dieser Dampfplauderer, der sich mit seinem Charisma und öffentlichen Debatten brüstet, falsch argumentiert haben. Feministinnen brauchten nämlich nur vorzuführen, daß es anders geht, und schon brach die dumme Argumentation „Das geht nicht” in sich zusammen. Daher ist die Behauptung, Feminismus sei im Irrtum, weil Menschen hypergam seien, ein zum Scheitern verurteiltes Argument, das nur in einem riesigen Desaster, nämlich einer Niederlage enden kann. In meinen Schriften geht es seit jeher darum, wirklich universelle Argumente herauszuarbeiten, die sich nicht aufs Kreuz legen lassen.
Doch der Bursche wollte nichts davon wissen und sich nicht unterbrechen lassen. Selbst hielt er sich nämlich für den großen Platzhirsch, weil er ein bekannter Buchautor in Publikumsverlagen war, mithin von gewissem Einfluß in seiner Szene. Ich dagegen war so gut wie völlig unbekannt, also vom ‚Rang’ her ein Nichts. Darauf kam es an: sich durchzusetzen; das war ein Machtkampf. Argumente spielten keine Rolle. Er hat mich veralbert, angefangen Witze zu erzählen, um das Publikum zu beeindrucken. ‚Seht her, ich habe Charisma’ war seine Botschaft, ‚Ich kann Witze erzählen und Leute hinreißen mit meinen Plauderkünsten’. Das hat bedauerlicherweise funktioniert. Sein schwerwiegender Denkfehler wurde überdeckt von seiner Bekanntheit und seinem Charisma. Es setzte sich nicht das bessere Argument durch, sondern der beliebte Platzhirsch. Kein Wunder, wenn solch eine Szene von ‚Männerrechtlern’ gegen Feministen immer wieder verliert und sich blutige Nasen holt.
2. Bei dem Treffen hatte ich noch mehr gesagt, nämlich: Es ist noch aus einem zweiten Grunde widersinnig, gegen Feminismus zu argumentieren, der Mensch sei hypergam. Es ist nämlich nachweisbar, daß Feminismus den Grad der Hypergamie in westlichen Ländern seit den 1960er Jahren verringert hat! Soziologen (kleiner Zwinker an Herrn Danisch) haben berechnet, daß die stark gestiegenen sozialen Gegensätze damit zusammenhängen. Heute stehen sich nämlich wenige Superreiche vielen Armen gegenüber, wogegen der Mittelstand stark geschrumpft ist.
Begründung der heute geringeren Hypergamie:
(I) Feminismus hat die Geschlechter angeglichen. (Sogar mit massiven staatlichen Zwängen und Umerziehung. Nachweisbar.)
(I.b) Eine auch in Studien erwähnte Tatsache ist, daß für Frauen nach beruflicher Karriere in höhere Posten oft zu wenig unverpaarte Männer über ihnen sind, um einen zum hochheiraten zu finden.
(II) Unabhängig davon hat Feminismus gewaltige Abzockmöglichkeiten geschaffen. Ein reicher Mann, der eine arme Frau heiratet, kann von ihr jederzeit gnadenlos ausgeplündert und in seiner Existenz zerbrochen werden. Daher besteht großer ökonomischer Druck, eine Frau gleichen Vermögens zu ehelichen, um nicht bei einer Scheidung abgezockt zu werden.
(III) Heute heiraten Männer und Frauen am liebsten auf gleichem Niveau und aus ähnlichen Kreisen oder Interessensgebieten. Das ist nicht verwunderlich. Die sozialen Bezüge der Geschlechter sind zerbrochen. Als Ersatz suchen wir Menschen mit ähnlichen Interessen, Hobbies, Ausbildung. Solche Umorientierung von „Gegensätzen, die sich anziehen”, wie ein Sprichwort lautet, hin zur Suche nach „Gemeinsamkeiten, die uns verbinden” ist ebenfalls durch Studien belegt.
In den 1960er Jahren konnte der reiche Unternehmer bedenkenlos seine nette Friseuse oder Sekretärin heiraten. Auf diese Weise glichen sich soziale Gegensätze aus. Die Soziologen berechneten nun, wenn heute wieder so viele Ehen von Reichen und Armen geschlossen würden wie noch in den 1960ern, würden die sozialen Gegensätze auf einen Schlag stark verringert und wieder auf den Stand von 1960 zurückfallen.
Somit hat Feminismus nicht nur die Hypergamie verringert, auf die jener überhebliche, aber zu logisch korrektem Denken unfähige arrivierte Schriftsteller sich berief, sondern damit auch die heute krassen sozialen Gegensätze ermöglicht. Das ist nun wirklich ein gutes Argument gegen Feminismus, und so stand es auch in meinem damals schon veröffentlichten Buch.
Der Platzhirsch begann dann, mich zu beleidigen, indem er mich als völlig grundlos als „Anne Wizorek” bezeichnete. Er verbot mir, ihn zu unterbrechen, plauderte die ganze Zeit auf der Basis seines Denkfehlers weiter, den er wohl bis heute aufrecht erhalten hat. Offenbar ist er lernresistent, nicht willens, zu erkennen, wenn er beim Denken Fehler macht. Sowas geht gar nicht. Das ist peinlich. Damit blamieren wir uns und verlieren gegen den Feminismus, der zwar eine wirre Sammlung falscher Annahmen, unwissenschaftlicher Methodik und Denkfehler ist, aber nicht mit Denkfehlern bekämpft werden kann.
Kurz nach diesem Treffen wurde ich von der Gruppe still heimlich rausgeworfen, erhielt keine Email mehr und keine Artikel wurden mehr von mir veröffentlicht, schließlich mein englischer Blog gelöscht. So geht es nicht. Wenn sich Einfluß haben gegen logisch korrektes Denken durchsetzt, sitzen wir voll in der Schei*e.
«Wir reden gerne von „Datenschutz”, von „Informationeller Selbstbestimmung”, von „frei gewählter Sexualität”. Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit.
Warum haben wir eigentlich noch kein Grundrecht darauf, daß strukturell-evolutionäre Schwächen des Gehirns nicht ausgenutzt werden?
Gender, Facebook und die Tagesschau wären dann erst mal weg vom Fenster.
Insofern müßte man den Aufgabenkreis der Datenschützer weit verschieben und erweitert, quasi eine Art „Digitalpsychologen” einsetzen, den „Propagandawissenschaftler” schaffen.» (a.a.O. Danisch)
Am Grundgedanken ist etwas dran. Allerdings hätte das ungeahnte Weiterungen. Psychologische Kniffe wendet Werbung seit den 1920er Jahren an. Würde das wirklich verboten oder geächtet, wäre das eine gewaltige Revolution unserer Gesellschaft. Ob das überhaupt möglich ist, wäre die nächste Frage. Techniken, die einmal entstanden sind, wird man durch ein Verbot nicht so leicht wieder los. Sinnvoller scheint mir, mit psychologischen Kniffen betriebene Werbung und Propaganda zu ächten, aufzuklären, indem ein Vorbild objektiver und fairer Berichterstattung gegeben wird.
„Gender, Facebook und die Tagesschau” verrührt die verschiedenartigsten Dinge. „Gender” ist ein Teilbereich feministischer Ideologie, Facebook ein Internetmedium unter vielen, das leider nicht mit wertneutraler Einstellung, sondern gewissen Tendenzen benutzt wird, die Tagesschau eine Nachrichtensendung, in der zunehmend mehr Gesinnung und Propaganda verbreitet wird, statt neutral zu informieren. Ideologische Befangenheit von Journalisten läßt sich nicht damit bekämpfen, ihnen bestimmte psychologischen Kniffe zu verbieten, die evolutionäre Schwächen des Gehirns ausnützen. Meine Methode ist, solche evolutionäre Schwächen bewußt zu machen, indem ich sie den Menschen in meinen Büchern und Artikeln zu erklären versuche. Wenn wir unsere Schwächen kennen, sind wir nicht so leicht angreifbar oder können sie vielleicht sogar überwinden.
«Hört sich geisteswissenschaftlich an, dafür sind die aber zu doof.» (a.a.O. Danisch)
Unsachlich. Schädlicher Rundumschlag, der einen erheblichen Teil der Bevölkerung, die geisteswissenschaftlich ausgebildet sind, unnötig vor den Kopf stößt.
«Müßte zwischen Informatik und Psychologie angesiedelt werden und dann irgendwie den Juristen erklärt werden.» (a.a.O. Danisch)
Willkürlich ein paar Fächer genannt, aber kein sinnvoller Plan erkennbar.
«Man müßte beispielsweise ins BGB aufnehmen, daß Verträge, die mit solchen Methoden angebahnt wurden, unwirksam sind (ähnlich sittenwidrig). Und daß solche Methoden von Aufsichtsbehörden im Stil eines Datenschutzbeauftragten abgemahnt werden.» (a.a.O. Danisch)
Solche Kniffe verwendet jede Produktwerbung. Sollen alle Käufe der letzten 100 Jahre ungültig werden? Soll ein übermächtig gewordener Staat auch noch Zulässigkeit psychologischer Kniffe überwachen, obwohl dieser Staat bereits seine jetzigen Rechte gegen die Bürger mißbraucht?
Ziemlich daneben trifft Danischs Kritik an Dorothee Bär, die genug Klopfer gebracht hat, um sie besser treffen zu können.
«Eine Echtzeitleiste. Teenager als Berater. Hört sich an, als würde man Kälber nach ihren Schlachtungswünschen befragen. Und als würde eine „unter 40jährige” finden, daß alle oberhalb des Teenageralters sowieso nicht mehr mit Internet umgehen können (ratet mal, wer’s erfunden und aufgebaut hat…). So rein auf Gefühlsebene.» (a.a.O. Danisch)
Feministinnen gehen ähnlich vor, indem sie gerne ein Strohmannargument benutzen, auf englisch „straw man fallacy”, ein klassischer Logikfehler, den auch Hadmut hier verwendet. Er beruht darauf, etwas zu unterstellen, was gar nicht gesagt wurde, um es dann anzugreifen und so zu tun, als sei die Gegenseite damit erledigt. Auch die Gefühlsebene wurde von Feministinnen aufgebracht und ist hier fehl am Platz.
«„Außerdem wollen die Jüngeren nicht mehr auf einem Forum unterwegs sein, das ihre Eltern und Großeltern cool finden. Facebook wird zu einem Seniorennetzwerk.”» (Dorothee Bär, zitiert von Hadmut Danisch)
Sie sagte im zitierten Text nicht – sollte es anderswo geäußert worden sein, wäre das zu zitieren –, Jugendliche könnten nicht mehr mit dem Internet umgehen, sondern bestimmte Foren seien unmodern geworden, was ich übrigens bestätigen kann. Vor fünf bis zehn Jahren war Facebook große Mode, hatte Bedeutung für das soziale Leben. Heute hat das Smartphone die Rolle eingenommen, die einst Myspace, später Facebook zukam. Dabei hat Dorothee Bär sich einen krassen und verräterischen Spruch geleistet, den Danisch zwar zitierte, aber ignorierte:
«„Auf Twitter sind ohnehin nur Politiker, Journalisten und Psychopathen unterwegs. Eigentlich müßte ich jetzt meinen Twitter-Account löschen. Das würde mein Leben leichter machen. (lacht)”» (Dorothee Bär, zitiert von Hadmut Danisch)
Das reicht eigentlich, um Dorothee Bär zu entlarven.
«Also auf mich wirkt Bär in ihrer primitiven Sichtweise nicht wie „knapp unter 40”, sondern wie eine Chimäre aus kleinem Mädchen und Vorkriegsurgroßmutter.» (a.a.O. Danisch)
Gleicher Fehler wie bei Feministinnen: ein subjektiver Eindruck „auf mich wirkt Bär” ist kein Argument.
«Ich glaube, die Informatik und Computertechnik wird erst mal keine großartigen neuen Erkenntnisse mehr bringen, weil sich da Evolution und Revolution abwechseln und wir gerade so in einem Evolutionstal sind, Verbesserungen und Weiterentwicklungen ohne große Neuigkeiten – mit Ausnahme der KI. Das dürfte jetzt der Brüller werden.» (a.a.O. Danisch)
Das klingt vernünftig. Alle Technologien sind erst neu und bahnbrechend, durchlaufen dann eine anfangs stürmische Entwicklung, bis sie zu einer klassischen Disziplin werden mit ausgereiftem, sich nur noch langsam veränderndem Bauwerk. Daher ist es tatsächlich gestrig, jetzt von „Digitalisierung” zu sprechen, die ihre große Zeit hinter sich hat.
«Was übrigens wieder mal die Soziologen und Genderasten wiederlegt. Die wettern ja immer so gerne gegen Klischees, Schubladen, Stereotypen. Kapieren aber nicht, daß unsere evolutionär erworbenen Verhaltensweisen stark und zwangsläufig auf einer Kategorisierung beruhen, weil man für intelligentes Verhalten auch Prognosen stellen können muß (man muß halt rennen, bevor einen der Säbelzahntiger frisst, nicht erst hinterher). Auch künstliche Intelligenz beruht heute darauf, daß neuronale Netze auf Muster trainiert werden. Man kann generell sagen, daß Soziologen die Sorte „Wissenschaftler” ist, die ihr Kerngebiet, das menschliche Verhalten, nicht nur so gar nicht, sondern von allen am wenigsten verstanden haben. Soziologie ist die Kunst, aus Inkompetenz ein wenig Geld zu machen und die Inkompetenz an andere weiterzugeben.» (a.a.O. Danisch)
Der Kern ist ein gutes Argument; ich argumentiere seit Jahrzehnten ähnlich. Falsch und schädlich ist jedoch die Pauschalisierung „die Soziologen” und „Soziologie ist die Kunst”. Nein, das wäre nur dann richtig, wenn stattdessen „feministisch oder marxistisch geprägte Fächer” geschrieben wird.
«Deshalb ist es vielen Leuten auch so wichtig, Äußerlichkeiten herauszustellen, ob nun auf seriös, Macker, Weibchen oder was auch immer zu machen. Es ist das Bedienen der Mustererkennung.» (a.a.O. Danisch)
Guter Gedanke. Es geht aber noch tiefer als das. Wie in meinen Bücher dargelegt, hat es etwas mit Sprache zu tun, mit Zeichenbildung. Ein fluides Spektrum beliebiger Laute kann keinen Sinnträger bilden. Erst ‚binäre’ Unterschiede (Vokal-Konsonant, stimmhaft, nicht stimmhaft u.s.w.) ermöglichen, sprachliche Laute zu unterscheiden und daraus eine Sprache zu formen, mit der man sich verständigen kann. Ähnlich verhält es sich mit den Geschlechtern. Beide Geschlechter lernen bereits im frühen Säuglingsalter sprachliche Laute und die Geschlechter zu unterscheiden. Beides geht ähnlich tief und ist von gleich wichtiger Bedeutung. So habe ich es in Büchern detailliert begründet. „Mustererkennung” ist zwar richtig, aber nur ein Nebenaspekt, denn wesentlich ist die Sprache, die aus den erkannten Mustern von Phonemen, Buchstaben oder geschlechtlichen Identitäten entsteht.
«Wer will, daß der andere ihn als etwas Bestimmtes erkennt, der muß dessen schnellem Mustererkenner auch eindeutige Merkmale liefern, damit der nach ein paar Millisekunden zum richtigen Ergebnis kommt. Deshalb irritiert es uns, wenn wir an einer Person das Geschlecht nicht erkennen oder einen Mann in Frauenkleidern sehen. Wir werden auch seekrank, wenn Auge und Gleichgewichtssinn unterschiedliche Wertungen abliefern.
Ich glaube, daß uns dieser ganze Sozio- und Gendermist wissenschaftlich und im Selbstschutz um Jahrzehnte zurückgeworfen hat (negativer Wert), und daß wir mit solchen Prinzessinnen wie Dorothee Bär kaum eine Chance haben, da noch irgendwas aufzuholen. Vor allem ist es ein Fehler, Social Media mit dem Internet gleichzusetzen. Vor 10 Jahren haben wir noch über Knallchargen wie Ursula von der Leyen gelacht, die Internet und Webseiten für das gleiche hielten. Heute haben wir welche, die Internet und Social Media für das gleiche halten. Nicht besser, nur jetzt „unter 40”.» (a.a.O. Danisch)
Da ist etwas dran, bis auf Verallgemeinerungen (Sozio-mist) und Unschärfen, die aus der Subjektivität folgen.
«Wir brauchen da zwei getrennte Disziplinen. Die einen, die sich um technische Infrastruktur, Verfügbarkeit, Sicherheit usw. kümmern. Informatiker.
Und die anderen, die sich um diese Propagandamethodik und – wie bei Drogen und Spielsucht – deren Auswirkung auf das Gehirn, namentlich Dinge wie Amygdala, Reptiliengehirn usw., kümmern und Schutzanforderungen formulieren. Das wäre Aufgabe eines Staates.» (a.a.O. Danisch)
Ein Staat, der seine Mittel masssiv zur Propaganda mißbraucht, wird nicht ernstlich genau jene Propagandamethodik sachlich erforschen und (sich selbst) überwachen. Nicht der Staat, sondern Aufklärung kann helfen, den Menschen bewußt zu machen, wie sie manipuliert werden. Genau dazu dienen meine Bücher auf den Gebieten Feminismus und Massenmigration.
Fußnote
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