Das mediale Bild der Welt ist festgelegt; ob und wie weit die Wirklichkeit dazu paßt ist egal

Ein alter DDR-Witz paßt nun auch auf BRD-Medien:

„Unsere Nachrichten bestehen aus wahren, wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen bis unwahren Nachrichten.”
-„Welche sind das?”
-„Die Zeitansage fällt unter die wahren Nachrichten. Der Wetterbericht ist eine wahrscheinliche Nachricht. Der Rest der Sendung fällt unter unwahrscheinliche bis unwahre Nachrichten.”

Beginnen wir mit Bildern aus dem Berliner Hauptbahnhof von heute und einem Artikel aus dem neuen Westfernsehen, nein, ich wollte schreiben, der Neuen Zürcher Zeitung, die etwas weniger unter Druck steht, das hier erwünschte politisch korrekt Bild zu zeichnen.

Wußtet ihr, daß die meisten ukraïnischen Männer augenscheinlich schwarzhäutig, orientgesichtig, südwestasiatisch oder vom Balkan sind? Ich auch nicht, aber an den Ausgabestellen der Hilfsgüter und Spenden für ukraïnische Flüchtlinge ist das am Berliner Hauptbahnhof zufällig fast jeden Tag der Fall, wenn ich an der Sammelstelle vorbeikomme. Gewiß treffen viele ukraïnische Familien ein, aber deren Frauen, Jugendliche und Kinder zeigen kein so auffällig einnehmend-abgreifendes Verhalten wie Schlaraffenlandtouristen, angelockt in Scharen von der weltweit bekannten dummdeutschen Sturkopfpolitik: „Keine Grenzkontrollen! Alle werden eingelassen!” – ganz gleich, ob sie aus dem Balkan, aus Moldau, aus dem islamischen Oriënt oder Schwarzafrika stammen oder herkommen. Fast alle dieser uns bereichernden Schlaraffenlandtouristen sind männlich und kriegstauglichen Alters. Aber es gilt ja heutzutage als ‚rassistisch’, die Regierung auf Tatsachen hinzuweisen, und ‚rechtsradikal’ bis ‚nazi’ sei es, die einzig moralische Linië der Regierung und Mediën zu kritisieren. Das ist auch der Grund, weshalb ich genau das notiere, was in unseren Mediën nicht steht. Genauso halte ich es seit Jahrzehnten mit Feminismus & Ko. Was bekannt ist, brauche ich kein zweites Mal aufschreiben. Das wäre vergeudete Zeit. Ich notiere stets genau das, was fehlt, gegen den Strich geht.

«Fatina Keilani, Berlin
Neue Zürcher Zeitung 12.3.2022

Vier Männer, alle im besten Alter und putzmunter, freuen sich diebisch – und das ist hier wörtlich gemeint – über drei Paar nagelneue Krücken, die sie im Zelt des DRK erbeutet haben. Feixend üben sie, damit zu laufen. Frauen mit Goldzähnen und langen Röcken durchwühlen derweil die gespendeten Altkleider. Natürlich bleibt den Bundespolizisten, die hier auf Streife gehen, das Treiben nicht verborgen. Das mit den Krücken ist ein bekannter Betteltrick auf Berlins Straßen.

„Ihr kriegt hier alles in den Arsch geschoben!”
Die Beamten kontrollieren die Gruppe: „Your identity, please.” Nach langem Gestikulieren und umständlichem Kramen in den Hosentaschen fördern die Männer zerfledderte Papiere zutage. „Aufenthaltsgestattung”, liest eine Beamtin vor. Sie wird wütend. Die Männer sind Moldauer, mutmaßlich Roma, und haben hier eigentlich nichts zu suchen.

Als die Männer dann noch versuchen, die Krücken mitzunehmen, flippt die Polizistin aus. „Ihr kriegt hier alles in den Arsch geschoben!”, brüllt sie. „Geh doch zur Krankenkasse, und hol dir welche!” Auch ihr Kollege ist sauer: „Ihr könnt hier nicht die Leute beklauen!” …

Immer wieder entsteigen den Zügen auch große Gruppen, die überhaupt nicht wie Ukrainer aussehen. Er dürfe dazu keine Auskünfte geben, sagt ein Bundespolizist, empfiehlt aber im nächsten Atemzug, einfach mal die Ankommenden zu studieren, „dann sehen Sie schon, was die Lage ist”. Ein anderer Beamter wird deutlicher: „Hier reist der halbe Balkan an.”

Einreisen darf jeder
„Wir merken, daß auch andere Drittstaatenangehörige kommen”, sagt eine Sprecherin der Bundespolizei auf Anfrage. Dazu zählten Menschen, die einen Aufenthaltstitel für die Ukraine haben, etwa Studenten, deren Titel aber nicht für Deutschland gelte. Ebenso kämen Personen ohne jeden Aufenthaltstitel.

Und die läßt die deutsche Polizei alle ins Land? „Natürlich”, sagt die Sprecherin. „Auch diese Personen können ein Asylgesuch stellen und werden dem geordneten Verfahren mit dem Bamf zugeführt”. Sie meint das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit Sitz in Nürnberg. Wie viele Menschen, die nicht aus der Ukraine stammen, gerade zusammen mit den Flüchtlingen nach Deutschland kommen, weiß niemand.»1 (NZZ)

Unsre Medien und Regierungen schaffen es regelmäßig, die für uns abträglichste Perspektive zur Norm zu erheben. Sie tun, was uns schadet, gar nicht nötig wäre: Aus Prinzip das Gegenteil üblicher Prinzipiën durchzusetzen und kategorisch auf Grenzkontrollen zu verzichten, was weltweit bekannt ist und deshalb zu einer Völkerwanderung von Millionen führt, überwiegend Männer im besten Alter, tauglich für Krieg ebenso wie zum Aufbau einer guten wirtschaftlichen Existenz in ihrer ursprünglichen Heimat, oder selbige aufzubauen. Sie könnten in ihrer Heimat dortige Mädchen beglücken, statt uns die für uns schon zu wenigen eigenen wegzunehmen. Aber das wäre ja nicht bequem und lukrativ, erfordert Arbeit. Da lohnt es sich doch mehr, das in der Familie zusammengekratzte Geld nicht für eine Geschäftsgründung in ihrer Heimat zu benutzen, sondern damit Menschenschmuggler zu bezahlen, die einem versprechen, sie ins soziale und sexuelle Schlaraffenland auf Erden zu schleusen, den inversen Puff BRD, wo Männer aller Welt bezahlt werden, unsre Mädchen vögeln, wogegen die einheimischem Männer hart arbeiten, Steuern zahlen, von den Mädchen des eigenen Landes abgewiesen, als ‚weiße heterosexuelle Männer’ verachtet und bekämpft werden. Während Landessöhne zu Verlierern degradiert werden, wird angelockten Sozialgeldrauschtouristen alles umsonst in den Arsch geschoben.

Es wäre nicht nötig, die Ukraïnekrise ausnützende Sozialstaatmigranten aus dem Balkan, Orient, Moldau, Afrika und Asien einzulassen. Aber seit 1968 durchgeknallte Generationen in Medien und Politik wollen das so, sind geil und besessen darauf. Ein anderer Text von mir wird diese Verquickung von politischer und sexueller Perversion beschreiben. Die machthabenden Akteure schaffen vollendete Tatsachen wie in den 1930er Jahren, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Die grenzenlose Menschheit ist ebenso eine zum Scheitern verurteilte Utopie wie ihr Spiegelbild vor 90 Jahren.

Als es ein weiter Fußmarsch oder bestenfalls weiter und holpriger Ritt war von fernen Kontinenten zu uns, von Ozeanen getrennte Kontinente dagegen noch gar nicht entdeckt waren, bedurfte es meist keiner Schranken, um Durchmischung auf ein ertragbares Maß zu drosseln, wie es in Zeiten naturnaher Verhältnisse ohne moderne Technik üblich gewesen war. Allerdings ging es alle paar tausend Jahre schief, sonst wären die männlichen Linien der Neanderthaler, westlichen Jäger und Sammler und Frühen Ackerbauern nicht eine nach der anderen ausgestorben.

Doch in Zeiten modernen Kraftverkehrs bestehen gar keine natürlichen Schutzmechanismen mehr, was schon in früheren Zeiten das Bestreben auslöste, unseren Fortbestand gefährdendes Überlaufen durch Grenzen oder Schranken zu verringern. Die schon vor unsrer Zeit für menschliche Natur und ihre natürlichen Gruppen wie Stämme oder Völker übermäßig leicht und schnell gewordene Beweglichkeit von Massen begann Mißstände der Massenmigration zu ermöglichen, die wie die Besiedlung beider Amerika, Australiëns und Neu Seelands den Ureinwohnern nicht gut bekommen sind.

Nochmals zur Ukraïne: Vermutlich teilweise dauerhafter Zuzug vieler ukraïnischer Frauen und Familiën läßt sich so oder so werten. Einige begrüßen das, hoffen auf Ausgleich des durch bislang weit überwiegend männliche Massenmigration verdorbenen Geschlechterverhältnisses. Eine solche Entlastung könnte den auf Männern lastenden Druck sexueller Selektion und den Verdrängungsdruck tatsächlich mildern. Allerdings dürften ihre Männer, die derzeit in der Ukraïne entweder gegen die Angreifer kämpfen, oder zivil als Helfer tätig sind, später ihren Familiën nachziehen, so daß es zu keiner Entspannung des Mißverhältnisses zwischen Männern und Frauen fruchtbaren Alters käme. Entgegen dem, was Regierung und Medien verlautbaren, sind neben erwachsenen Männern aus mehreren Kontinenten auch europäische Männer unter den Ankömmlingen, die durchaus Ukraïner sein könnten, oder sich aus einem anderen Land dem Treck im Zug angeschlossen haben, um die Gunst der Stunde und Einwanderungsparty zu nutzen. Die Kinder ukraïnischer Familiën und Frauen wiederum dürften, wie es der Natur entspricht, jeweils zur Hälfte aus Mädchen und Jungen bestehen, so daß sich in der jungen Generation, wo das Mißverhältnis am drückendsten ist, keine Verbesserung ergeben dürfte. Übrig bleibt nur weitere Verdrängung des einstigen Staatsvolkes, die wie die Mohikaner und andere weitgehend oder ganz ausgestorbene Indianervölker in ihrer einzigen Heimat, die ohnehin geschrumpft ist, von einer weiteren Welle verdrängt werden. Nun passen die europäischen Ukraïner sicher besser zu uns als die meisten Schlaraffenlandmigranten, aber es bedeutet ebenfalls, daß nicht unsere im Lande lebenden Vorfahren sich in künftig hier geborenen Kindern fortpflanzen werden, sondern andere, so daß unsere Vorfahren sich umsonst gemüht haben, damit ihre leiblichen Nachkommen ihnen ähnliche Kinder und Kindeskinder mit ähnlichen Eigenschaften zeugen und es ihnen gut ergehe. Wir gehen den Weg der Neanderthaler, danach der Jäger und Sammler, anschließend der Frühen Ackerbauern, was nunmehr den nördlichen Zweig der Indoeuropäer trifft, die sich an das nördliche subarktische Klima angepaßt hatten. Die männlichen Liniën starben jeweils binnen Jahrhunderten oder höchstens tausend Jahren aus, was sich heute wiederholt, wie das Straßenbild zeigt, das weiße Mädchen mit nichtweißem Freund dominieren.

Ganz gleich, worum es gerade geht, die Wahrnehmung der Welt unsrer medialen und politischen Kaste ist festgelegt. Was täglich geschieht wird eingerahmt, bis es in ihre Sicht paßt, oder gar nicht berichtet. Damit wir mehr erkennen als getrennte Einzelbilder, schiebe ich einen kurzen Grundriß der jüngeren deutschen Geschichte ein.

Geschichtsforschern der Zukunft überlasse ich die Untersuchung der Ursachen des Ukrainekrieges, der viel unnötiges Leid und gefährliche Atomkriegsgefahren derzeit nach Europa bringt. Bekannt ist das Versprechen bei den Verhandlungen vor der Wiedervereinigung Restdeutschlands, also von dem, was nach erzwungenen Abtretungen nach zwei Weltkriegen, die beide zur Flucht oder Vertreibung von Millionen führten, übrig geblieben war. (Allerdings hat Rußland in den 1990er Jahren vertraglich anerkannt, daß Staaten die freie Wahl haben, ob und welchem Bündnis sie beitreten wollen, was die vorige Verabredung teilweise entwertet – ungeschickt bleibt die Umzingelung dennoch; die USA würden dergleichen nicht dulden, wenn sie umzingelt würden.)

Das international anerkannte Recht, daß ethnische Vertreibungen nicht erfolgreich sein dürfen und die internationale Gemeinschaft sowohl auf Versöhnung als auch auf Rückkehr der Vertriebenen drängt, wie bei Konflikten und Ethnozid zwischen Hutu und Tutsi in Afrika, gilt für alle außer die besiegten Deutschen, für die im Gegenteil gilt, daß es als ‚revanchistisch’ eingestuft wird, von den Vertreibungen zu reden, und geradezu als ‚nazi’, sie für völkerrechtswidrig zu halten. Wohlgemerkt fand der erste Teil bereits nach dem Ersten Weltkrieg statt.

Edvard Beneš träumte bereits nach dem Großen Weltenbrand Anfang der 1920er Jahre davon, die Sudetendeutschen aus dem Sudetenland zu vertreiben; auch mehrere deutsche Sprachinseln verschwanden spurlos. Meine Eltern besaßen noch Postkarten aus den deutschen Sprachinseln, kleinen Städtchen außerhalb des Sudetenlandes. Das goldene Prag war von einem deutschen oder habsburger König prachtvoll golden gebaut worden. Auch ein sächsischer König überanspruchte die Finanzen seines durch Silber aus dem Erzgebirge damals reichen Landes, um im damals in Personalunion mitregierten Polen die Hauptstadt reich auszubauen. Eine Kantate J. S. Bachs beschreibt jene Zeit. Doch ganz gleich, ob deutsche oder polnische Könige in jenen Zeiten vor dem Entstehen des Ideals von Nationalstaaten regierten, war die Bevölkerung in dem während des neuen Kaiserreichs deutschen Gebieten deutschsprachig und mehrheitlich deutsch.

Polen war während des Ersten Weltkriegs von den Deutschen begründet worden. Diese dankten es ihnen nach deren Niederlage allerdings schlecht, träumten von einem Groß-Polen, das sich auf einer damaligen nationalistischen Landkarte bis Holstein erstreckte. Die Siegermächte mauschelten, um auf Forderungen Polens einzugehen, ließen teilweise polnische Gebiete zusammen mit bislang deutschen Gebieten abstimmen, wohin das Gesamtgebiet gehöre solle, um die erwünschten Abtretungen formal begründen zu können.

Nach dem zweiten Weltkrieg ging es noch blutiger zu. Die Sudetendeutschen wurden vertrieben, Sprachinseln lösten sich auf. Einige Großonkel von mir waren Ostdeutsche, das heißt, sie lebten östlich des mitteldeutschen Gebiets, das sich zwischenzeitlich DDR nannte. Von Berlin bis Memel war es so weit nach Osten wie bis Metz im Westen. Die Großonkel wurden entweder vertrieben, oder sie flüchteten freiwillig – der Unterschied zwischen beidem ist fließend –, oder sie verschwanden spurlos wie jener Onkel, der Gärtner war. Alles, was von ihm blieb, war eine Postkarte, die ihn in seiner Gärtnerei sitzend zeigt zwischen seinem Gemüse und Obst in einem großen gläsernen Gewächshaus einer deutsch besiedelten Stadt mit deutscher Geschichte. Als am Ende des Zweiten Weltkriegs „die Polen kamen”, so hieß es – es waren also nicht sowjetische Truppen –, und es ist unerheblich, ob diese selbst Vertriebene aus dem ehemaligen Ostpolen waren, das heute westukraïnisch ist, oder aus anderen polnischen Landesteilen kamen, da geschah folgendes: Die von dort kommenden Verwandten erzählten, und Berichte bestätigten, daß von den bei Eintreffen der Polen noch verbliebenen Deutschen die Hälfte ermordet wurde, die andere Hälfte vertrieben.

Mein Onkel mit der Gärtnerei hing an seinem Land, denn er lebte davon als Gärtner. Sein Landbesitz war Grundlage seines Berufs Gärtner, weshalb er sich nicht davon trennen mochte und blieb. Der Rede nach kamen eines Tages Polen mit Lastwagen, luden im Lande verbliebene Deutsche, darunter meinen Onkel, auf diese Lastwagen und fuhren weg. Man hat nie wieder von ihnen gehört und nie wieder einen von ihnen gesehen, auch meinen Onkel nicht. In diesem Sinne ist er verschollen, aber ihr könnt euch denken, was geschehen ist. Doch weil Deutsche nicht als Opfer gesehen werden dürfen, berichtet niemand davon.

Jahrzehntelang gab es in der BRD West „Karlsbader Oblaten” zu kaufen. Sie waren das einzige, was nach der Vertreibung von Karlsbad übriggeblieben war, so wie von Königsberg nur „Königsberger Marzipan” und „Königsberger Klöpse”, von Tilsit nur der „Tilsiter Käse” verblieben. Dann jedoch wurde die EU begründet, die nicht nur von anfang an „geschlechtsneutrale Stellengesuche” erzwang, was damals viel Ärger und Spott auslöste sowie Anzeigen, die eine vollbusige Barperson suchten, bis auch das verpönt und verboten wurde, sondern auch Deutsche auf das Prokrustesbett der Siegermächte spannten. Kräfte der damaligen Tschechoslowakei prozessierten, die Bezeichnung „Karlsbader Oblaten” sei rechtswidrig, denn nach EU-Recht dürfe ein Erzeugnis nur dann nach einer Stadt benannt werden, wenn es in dieser Stadt hergestellt worden sei. Karlsbad liege aber nun einmal in der Tschechoslowakei, weshalb nur dortige Herzsteller diese Bezeichnung verwenden dürften. Die aus Karlsbad Vertriebenen dürften also ihre Oblaten nach altem Karlsbader Rezept, das von damals deutschen Karlsbadern entwickelt worden war, nicht mehr so nennen. Wer heute im Supermarkt Oblaten sieht, wird sie wohl nicht mehr „Karlsbader Oblaten” genannt sehen. Allerdings hat bislang noch niemand geklagt, der „Tilsiter Käse” dürfe nicht mehr so heißen. Hoffentlich bringe ich die heutigen Bewohner des einstigen Tilsits nicht noch auf Ideen …

Deutsche Politik und die EU waren ein Erfolgsmodell. Laut offizieller Darstellung zahlten Deutsche für Verbrechen der echten historischen Nazis. Vielleicht zahlten sie aber auch für ihre Niederlage, denn gemäß Versailler Verträgen von 1919 fand eine sogar noch heftigere Umverteilung der Vermögen statt, die uns auf Generationen belasten sollte. Andere Staaten erhielten reichen Zufluß an Reparationen. Fabriken wurden bei uns abmontiert, in siegreiche Nachbarländer gebracht und dort wieder aufgebaut. Nun sagen spöttische Zungen, dies habe zur Modernisierung unsrer Fabriken beigetragen, die moderner wieder aufgebaut wurden, doch zunächst einmal bedeutete das bittere Armut. Die Waren fehlten, Arbeitsplätze fehlten. Zwei Jahre lang hungerten Deutsche. Es gibt Berichte, die ich gespeichert habe, wie damals Eicheln von Eichen gesammelt und gemahlen wurden, um daraus Brot zu backen, weil eine Hungersnot der Armut das Überleben erschwerte.

Während bei uns die Bevölkerung der Besiegten hungerte, wurden Güter in Zügen als Reparationen aus dem Lande transportiert. Das galt auch für Kohle aus dem Ruhrgebiet. Die Winter nach dem Krieg waren besonders kalt, so wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Manche behaupten, es sei im Krieg so viel geschossen worden, daß der Rauch zur Abschirmung der Sonne beigetragen und die eisigen Winter ausgelöst habe. Wie dem auch sei, froren große Teile der Bevölkerung bei hohen Frostgraden, denn sie hatten keine Kohle zum heizen. Damals gab es nicht oder selten unsere heutigen Wärmequellen wie Gas- und Ölheizungen, elektrische Heizungen und schon gar nicht Wärmepumpen. Die meisten heizten wie seit Jahrtausenden mit ihren Öfen, für die es Brennmaterial brauchte. In den Städten gab es auch nicht genug Holz. Kohle aber wurde großteils in langen Güterzügen als Reparation ins Ausland abtransportiert.

Damals entstand übrigens der neue Nationalismus. Der damals so genannte Ruhrkampf wurde in der Armut der hungernden und frierenden Massen zum Kristallisationspunkt eines neuartigen Nationalismus, der sich von früheren Formen unterschied. Beigetragen haben auch die Vertreibungen oder Fluchten – die Grenze ist wieder fließend – aus den damals an Polen abgetretenen Gebieten wie Oberschlesien, Posen und Westpreußen. Manche Stimmen sagen, der faschistoide Nationalismus habe mit der Polonisierung zuvor deutscher Gebiete begonnen, und mit der Verdrängung Deutscher in Böhmen, die manche in den 1920er Jahren bestürzte. Daraufhin entwickelte sich diese Zerrform des Nationalismus auch bei uns, die den Spieß umgedreht und das böse Spiel in anderer Richtung noch systematischer betrieben hat.

Aber zurück zur Kohle. Meist fuhren damals offene Loren die eigene Kohle ins Ausland. Wenn diese gehäuft voll waren mit Kohle, fiel zuweilen ein Stück hinunter. Deshalb versammelten sich an den Gleisen damals bei hohen Frostgraden frierende, zerlumpte und hungernde Deutsche längs der Gleise, um die herabfallenden Kohlestücke zu sammeln und zu Hause damit zu heizen. Mutige Burschen sprangen auf die Loren der langsam fahrenden Güterzüge und warfen Kohlestücke hinaus, die von den Leuten draußen freudig aufgesammelt wurden. Solche Szenen waren ein Erweckungsereignis, wie einige es später nannten, bei dem sie zu erkennen glaubten, was vorging, sich ein neues nationales Bewußtsein bildete, aus dem der damals sogenannte „Ruhrkampf” gegen französische Besatzer wurde. Später wurde dieses Bewußtsein von den Faschisten vereinnahmt.

Es ist also nicht ganz richtig, zu behaupten, die Behandlung nach dem Zweiten Weltkrieg sei lediglich eine Strafe für Verbrechen der historischen Nazis, weil selbige sich erst deshalb entwickeln konnten, weil nach dem Ersten Weltkrieg bereits ganz ähnliche Mißstände und ungerechte Behandlung durch damalige Siegermächte bestand, die erst das Entstehen des Faschismus bewirkten und anfeuerten, der dann durch eine Wiederholung solcher Behandlung bestraft wurde. Wie man der Geschichte entnehmen kann, ist sie etwas komplexer als schwarz und weiß. Ursache und Wirkung sind nicht wie im moralischen Lehrbuch, sondern schwieriger und tragisch verstrickt.

Zurück zur grandiosen EU. Deutsche Vertriebene zahlten Steuergelder, mit denen diesmal nicht „Reparation” sondern „Wiedergutmachung” genannte Entschädigungen – der Name macht es, obwohl beide Bezeichnungen absurd sind – in jene Länder gezahlt wurden, aus denen sie vertrieben worden waren. Die Vertreibungsgebiete wurden auch mit ihrem Geld wiederaufgebaut, allerdings nicht für die Vertriebenen, sondern deren Vertreiber. Das ist die höhere Gerechtigkeit nach Art der EU und deutscher Politik. Nun darf man so etwas nicht schreiben, denn es war nur möglich, indem alle, die es kritisierten, schon damals als ‚revanchistisch’ und so weiter diffamiert wurden, eine Methode, die sich eingebürgert hat, so daß jede Kritik an den politischen Grundlinien der machthabenden Kreise in Politik und Medien mit der Moralkeule erschlagen wird, ganz gleich, worum es gerade geht. Es geht heute auch nicht um das Thema Vertreibungen, wohl aber die Methoden und Einseitigkeit von Medien und Politik, die später auf andere Themen übertragen und schließlich zum durchgehenden Wesensmerkmal von Medien und Politik wurden. Wenn man einmal damit beginnt, das Staatsvolk zu bescheißen, und wenn es aus ‚moralischem Anspruch’ und als ‚Strafe’ geschieht, dann ist die Gesellschaft entgleist, wird das ungerechte, aber erfolgreiche Verfahren sich immer wiederholen und zur neuen Routine werden. Ein Staatsvolk, das sich nicht beim ersten Male wehrt, wenn es beschissen wird, muß damit leben, in Zukunft immer wieder und immer raffinierter beschissen zu werden.

Rücksprung zum gegenwärtigen Krieg in der Ukraïne. Es gibt zwei uralte Grenzen, die durch heutige Nationalstaaten gehen, die nach zwei Weltkriegen neu begründet wurden. Die eine geht durch Polen: Einerseits das historische Polen, in dem seit jeher eine Mehrheit polnisch war, obwohl sowohl jüdische als auch deutsche Minderheiten in manchen Gebieten lebten, was beides vom heutigen polnischen Nationalismus verdrängt wird. Zum anderen das einst deutsche Gebiet, das zum Kaiserreich gehört und mehrheitlich deutsch besiedelt war, ganz gleich, wer in vergangenen Jahrhunderten gerade regierte. Obwohl fast alle Deutschen vertrieben wurden oder flüchteten, sind beide Landesteile sehr unterschiedlich bei Wahlen, wie ein US-amerikanischer Kommentator vermerkte – bei uns ist das aufgrund des moralischen Drucks unsichtbar. Es gibt nämlich ein liberal wählendes Polen und ein konservativ wählendes Polen. In der einen Hälfte ist eine starke Mehrheit liberal, in der anderen Hälfte eine große Mehrheit konservativ. Wie von Zauberhand deckt sich die Grenze zwischen beiden ziemlich genau mit der einstigen Grenze zwischen Deutschland und polnischen Gebieten.

Eine zweite alte kulturelle Grenze durchzieht die Ukraïne. Der östliche Teil war kulturell und politisch seit alten Zeiten Teil des Zarenreiches, der westliche zeitweise polnisch oder dem einstigen Großreich Polen-Litauen, später dem Habsburger Reich zugehörig, zuletzt dem k.u.k. Österreich-Ungarn, einem Vielvölkerstaat. Diese kulturellen Unterschiede strahlen bis heute aus. Außerdem ist die Ukraine nach Sprachen getrennt, wobei sich die Sprachgrenze zumindest annähernd mit der kulturell-historischen zu decken scheint. Im Ostteil wird russisch gesprochen, im Westteil ukraïnisch. Da ich beide Sprachen nicht gelernt habe, habe ich keinen Eindruck davon, wie groß die Unterschiede sind. Doch das ist egal. Ob zwei verwandte Sprachen getrennt sind oder nicht ist oft eine politische Entscheidung, die dann durch getrennte oder gemeinsame Weiterentwicklung zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird.

Niederländisch wurde zur eigenen Sprache, weil sich die Niederlande politisch vom Heiligen römischen Reich deutscher Nation getrennt hatten. Ursprünglich wurde in Norddeutschland Plattdeutsch gesprochen, das eine Lautverschiebung weniger durchlief als Hochdeutsch, daher den skandinavischen Sprachen ähnlicher ist. Ein Auswanderer nach Norwegen, der dort seit einem Menschenalter lebt, versicherte mir die Ähnlichkeit vieler Ausdrücke des kaum noch gesprochenen Platts mit dem Norwegischen. Till Eulenspiegel war ein berühmter Schalk am Ende des Mittelalters. Er parodierte die ständische Ordnung des Mittelalters, vor allem aber machte er Witze, die Redewendungen wörtlich nahmen: Er spielte also mit Worten, und zwar auf plattdeutsch. Seine Streiche fanden sowohl im norddeutschen als auch im niederländischen Sprachraum statt, was voraussetzt, daß seine Wortspiele dort verstanden wurden, und in beiden Ländern wurde er als Landsmann beansprucht. Natürlich gab es schon in uralten Schriften Unterschiede, so wie das Urbayrische oder Uralemannische schwer verständlich ist für Deutsche aus anderen Dialektgebieten. Heute haben sich die Unterschiede aufgrund des Nationalstaats, der Medien und Massenmedien abgeschliffen, aber einst waren sie erheblich. Ob man also das mittelalterliche Niederländisch im Vergleich zum Plattdeutschen als eigene Sprache sieht oder nicht, war ursprünglich eine politische Entscheidung. Till Eulenspiegel wurde mit Wortspielen noch in beiden Ländern verstanden. Das ist so 700 Jahre her. Das Buch über seine Streiche wurde übrigens in Straßburg verlegt, das damals als Zentrum der Buchmesse und Literatur die Bedeutung einnahm, die später die Buchmesse in Leipzig, während der Zeit des „eisernen Vorhangs” die Buchmesse in Frankfurt am Main übernahm. Die Niederlande wurden einerseits durch Seefahrt reich, während deutsche Gebiete diese Jahrhunderte über verschliefen, oder mit der Hanse nur in Ost- und Nordsee aktiv waren, nicht aber auf den viel größeren und lukrativeren Weltmeeren. Einst waren die Habsburger auch König von Spanien geworden. Damals dachten Könige nicht nationalstaatlich; zwei Söhne sollten versorgt werden, also erhielt der eine Spanien, und damit die Erbteilung nicht ungerecht sei, noch die Niederlande obendrein, der andere den deutsch-österreichischen Teil. Somit war auch politisch eine Trennung vollzogen. Nun waren die Niederlande evangelisch / protestantisch, Spanien aber strikt katholisch und Stammland der Inquisition, was sich die Niederländer nicht gefallen ließen und sich erhoben. Der Rest ist Geschichte. Sie machten sich selbständig und wurden im Welthandel reich, während Deutschland nach dem blutigem 30jährigen Krieg verarmt, zersplittert und wenig lukrativ war. Die Sprachen entfernten sich voneinander. Außerdem starb das ähnliche Platt weitgehend aus; Hochdeutsch aber ist weit weg. Man verstand sich gegenseitig nicht mehr, weder mündlich noch schriftlich.

Anfangs bestand in der Ostukraïne eine starke kulturelle und sprachliche Affinität zu Rußland, die sich wie in Polen auswirkte: Der Osten wählte Rußland zugetane Parteien und Präsidenten, der Westen Parteien und Präsidenten, die sich für eine Westintegration, Aufnahme in EU und sogar die NATO einsetzten. Weil das sehr gegensätzliche Ziele sind, bestand ein deutlicher Konflikt innerhalb der Ukraïne. Ein aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat wurde im Wahlkampf vergiftet, überlebte nur knapp und ist bis heute davon gezeichnet.

«„Ich kenne die Antwort, aber ich kann sie nicht aussprechen“
Veröffentlicht am 4.4.2018

Vor über 13 Jahren wurde der Ukrainer Viktor Juschtschenko im Präsidentschaftswahlkampf mit Dioxin vergiftet und überlebte nur mit Glück. Anlässlich des Giftanschlags auf den russischen Doppelagenten Sergej Skripal blickt er zurück.

2004 galt der prowestliche Kandidat Viktor Juschtschenko als Favorit in den ukrainischen Präsidentenwahlen. Während des Wahlkampfs im Herbst wurde er – wie sich erst Monate später herausstellte – mit Dioxin vergiftet und dadurch lebensgefährlich verletzt, sein Gesicht wurde stark entstellt. Der heute 64-Jährige ist immer noch davon gezeichnet. Er musste sich in verschiedenen Kliniken rund 25 hautchirurgischen Eingriffen unterziehen, um die unzähligen Narben seiner durch das Dioxin hervorgerufenen Chlorakne behandeln zu lassen.

Juschtschenkos Konkurrent war damals Ministerpräsident Viktor Janukowitsch, der offen von Rußlands Präsident Wladmir Putin unterstützt wurde. Janukowitsch gewann knapp, die Massenproteste aufgrund der Wahlfälschung (Orangene Revolution) führten zu einer erneuten Stichwahl, die Reformpolitiker Juschtschenko gewann. Er war von Januar 2005 bis Februar 2010 Präsident der Ukraine. Wer für seine Vergiftung verantwortlich ist, ist bis heute nicht geklärt.»2 (Welt)

Ich werde nicht spekulieren, glaube aber, Leser können sich ihren Teil denken, wenn sie mit dem jetzigen Krieg vergleichen und mit dem Werdegang einer in Medien derzeit oft genannten Person. Übrigens wurde auch ein ehemaliger gewählter Präsident Tschetscheniens vergiftet, übrigens durch Strahlung (Polonium), als er im Untergrund mit russischen Agenten verhandeln wollte. Der ehemalige tschetschenische Präsident hatte ungeschickt regiert, weil er nicht verhindern konnte, daß terroristische Kräfte aus seinem Land operierten, war vermutlich aber nicht in solche Operationen verstrickt. Nach seiner Ermordung wurden die einst national und stammespolitisch geprägten tschetschenischen Rebellen radikalislamistisch, Teil von Al Qaida. Man kann verschiedener Ansicht sein, wie der kurzzeitige Tschetschenische Staat zu bewerten sei, in welchem Maße er mitschuldig sei am Wirken terroristischer Untergrundkräfte oder auch nicht; danach wurden die Rebellen Teil der extremistischen al Qaida.

Niemand kam die Idee, die gewaltsame Ostverschiebung Polens durch Stalin, der auch viele der polnischen Elite ermorden ließ, allmählich, über Generationen, ohne jemandem wehzutun, rückgängig zu machen. Kanzler Kohl hat ja auch die Rückgabe Rest-Ostpreußens für einen nach heutigem Maßstab läppischen Betrag, der damals aus der Portokasse der Frequenzversteigerungen hätte bezahlt werden können, weil gerade ehemalige UKW-Sendefrequenzen verkauft wurden, abgelehnt – angeblich wegen ‚keiner deutschen Perspektive’. Stattdessen arbeitete die geniale Politik der BRD daran, dafür zu sorgen, daß auch der verbliebene Rest Deutschlands keine deutsche Perspektive mehr haben wird, weil hier bald mehrheitlich Leute mit Wurzeln anderswo leben werden. Was wir einmal gewesen sind, werden wir nie wieder sein.

Nun spricht historisch einiges für die Sicht Putins, die Ostukraïne sei geschichtlich russisch. Entscheidend ist jedoch das Selbstverständnis der Bevölkerung, was sich ändern kann und geändert hat. Bei den Verhandlungen zur Vereinigung Restdeutschlands wurde Gorbatschow mündlich versichert, es werde keine NATO-Osterweiterung geben, nicht einmal auf das Gebiet der bisherigen DDR. Diese Vereinbarung wurde gründlich gebrochen. Nicht nur Mitteldeutschland (ex DDR), sondern auch zahlreiche mittel- und osteuropäische Länder traten der NATO bei. Sogar das ferne und nicht europäische Georgien scheint zeitweise im Gespräch gewesen zu sein als mögliches Mitgliedsland. Es ist daher verständlich, daß in Rußland ein Umdenken einsetzte, es sich durch Umzingelungsversuche bedroht fühlte. Stellen wir uns vor, Rußland würde Mexiko und Kuba in ein prorussisches Verteidigungsbündnis aufnehmen, dort Truppen einschließlich Atomwaffen stationieren, anschließend sogar erwägen, ob sie nicht auch Kanada in ihren Militärpakt aufnehmen könnten. Die Kuba-Krise von 1962 zeigt, wie die USA in solchen Fällen reagieren. Unsere Medien und Politiker sind tatsächlich so doppelmoralisch, wie es nicht nur Putin, sondern auch andere russische Politiker wahrnehmen.

Mein Vater pflegte zu sagen, man müsse Dinge von mehreren Seiten betrachten. Deshalb hat er auch das Propagandabuch „Die Verbrechen Englands” von 1941 aufbewahrt, das eigentlich gegen seine Überzeugung war, da er als Jugendlicher in England gewesen war, sich um Verständigung mit England, Flüssigkeit und guten Wortschatz im Englischen bemühte, uns zum Schüleraustausch ins Ausland schickte, damit wir ähnlich Erfahrungen gewinnen. Seine Wertschätzung des Englischen behielt er bei, auch als England gerade ‚Feindesland’ war. Wir müssen beim Krieg in der Ukraïne ebenso mehrere Seiten sehen. Auch bei der russischen Position gibt es sowohl verständliche und richtige Seiten wie düstere.

Der grausame Krieg hat jedoch das Gegenteil bewirkt wie beabsichtigt: Schon der Konflikt mit von Rußland unterstützten Rebellen am Ostrand der Ukraïne hat ein gesamtukraïnisches Nationalbewußtsein, das es historisch kaum oder nicht gegeben hatte, neu geschaffen. Der Krimkrieg war ein weiterer Kristallisationspunkt für ein neues gemeinsames Nationalbewußtsein trotz der historischen Grenze innerhalb des Landes. Der jetzige Krieg verstärkt dieses neue Nationalbewußtsein weiter, ist also aus russischer Sicht eine Fehlkalkulation, aus Sicht der Ukraïne und der meisten Länder der Erde grausam und bedrohlich.

Möglich war der Krieg, weil China und Rußland gegen den Anspruch der USA zusammenhalten, weil die USA als alleinige Macht die Welt politisch und militärisch weiterhin dominieren wollen. Putin hat recht damit, daß die USA sich an der Position als alleiniger Weltmacht festklammern, deren Zeit aber abgelaufen sei; sie solle abtreten und eine multipolare Welt zulassen. Diese tendenziell richtige Bemerkung wird allerdings mit Schrecken erfüllt, indem wenige Wochen später der Krieg gegen die Ukraïne begann. So soll eine multipolare Welt gerade nicht aussehen.

Die USA haben sehr viele kleine Kriege geführt, sich benommen wie einst das römische Imperium. Richtig ist auch der Hinweis, daß die Argumentation und das Vorgehen Rußlands dem der NATO im Serbienkrieg um das Kosovo entsprechen. Es ist daher doppelmoralisch, wenn Länder des westlichen Bündnisses Rußland für etwas kritisieren, was sie zuvor selbst getan haben. Das damalige westliche Vorgehen könnte sogar eine Blaupause sein für das jetzige Rußlands, was jedoch keinen Krieg rechtfertigt, weniger sinnlos und grausam macht.

China will allerdings keine gefährlichen Risiken und Konflikte. Jahrzehntelang bemühte sich China taktisch geschickt, Konflikte zu vermeiden, um ungestört seinen raschen aber stillen wirtschaftlichen und technisch-wissenschaftlichen Aufstieg zu vollziehen. In jüngster Zeit hat die chinesische Regierung aber offenbar den Respekt vor abendländischen Ländern verloren, deren Niedergang auf allen Gebieten: kulturell, demographisch, politisch, militärisch und wirtschaftlich, deren Dekadenz und irrationale Verstiegenheit unübersehbar sind. Der Westen fällt nur noch durch hysterische Irrationalität auf, die mit der Moralkeule dem Rest der Welt aufgezwungen werden soll. Daher beginnt China allmählich, durch Stärke aufzutrumpfen und konfliktbereiter zu werden als zuvor. Aus diesem Grund ist zu erwarten, daß chinesische Dominanz langfristig nicht besser sein wird als US-amerikanische.

Interessant ist dabei die Meldung, daß Rußland bei China um militärische Hilfe nachgesucht habe. Wenn das stimmt, ist Rußland von der führenden Macht des Ostblocks im Kräfteverhältnis abgestiegen zu einem Bittsteller der künftigen Supermacht China. Insofern würde Rußland in diesem Krieg selbst dann verlieren, wenn es ihn gewinnen sollte.

Fußnoten

1 https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-berlin-wird-zur-drehscheibe-fuer-fluechtlinge-ld.1673910

2 https://www.welt.de/politik/ausland/article175141834/Vergifteter-Juschtschenko-Ich-kenne-die-Antwort-aber-ich-kann-sie-nicht-aussprechen.html