Die mutmaßliche Reaktion des Robert Koch Instituts auf den Vorwurf zeitweise inkonsistenter Daten von gestern

Nachdem gestern der Vorwurf erhoben worden war, das Robert-Koch-Institut verwende nach Änderung von Testregeln und Testhäufigkeit zeitweise inkonsistente Daten, aufgrund derer es jüngst eine Alarmmeldung ausgab, reagierte das RKI, wie von Regierung, Medien oder amtlichen Stellen gewohnt, nicht etwa mit einem Eingeständnis und Rücknahme ihrer durch Daten bislang nicht ausreichend belegten Warnung. Stattdessen wurde angekündigt, die Berechnung zu ändern.

Zwar könnte es sich um einen Zufall handeln, doch erscheint die zeitliche Abfolge dafür zu passend. Obwohl es sich kaum beweisen läßt, daß die Änderung eine Reaktion auf berechtigte Vorwürfe ist, die jeder, der die Definition einer einfachen Berechnung verstehen kann, selbst auf ihre Stichhaltigkeit nachzuprüfen vermag, wäre es ein wenig viel des Zufalls, wenn dem RKI ausgerechnet am Tag nach peinlichen Vorwürfen einfällt, die Berechnung des kritisierten Index zu ändern.

Gestern, am 11.5.2020, hatte Compact den Brief eines Wissenschaftlers veröffentlicht, der darauf hinwies, daß am 6.5.2020 erfolgte Änderungen an den Regeln, wann getestet wird, und Zunahme der Häufigkeit, mit der getestet wird, sich auf die berechnete Reproduktionszahl R auswirken. Hier im Blog war anhand der Definition des Robert Koch Instituts von R, die der Berechnung zugrunde liegt, begründet worden, weshalb diese Aussage für eine Übergangszeit von acht Tagen richtig ist. Sofern Daten eingehen, die vor mehr als acht Tagen erhoben wurden, könnte diese Übergangszeit sich verlängern, in der Zähler und Nenner teilweise verschieden gemessene Größen enthalten, weshalb der berechnete Wert ungültig oder nicht aussagekräftig ist.

«Corona-News im Live-Blog: RKI will Reproduktionszahl neu berechnen
T. Pillgruber, M. Schnippert 12. Mai 2020 …
12:03 Uhr: RKI kündigt neue Berechnung für Reproduktionszahl an …

Das Robert-Koch-Institut will die sogenannte Reproduktionszahl neu berechnen. Hintergrund ist, daß der R-Wert generell Schwankungen unterliege. …

Deshalb will das RKI in Zukunft einen sogenannten geglätteten R-Wert mitteilen»1 (gmx.net)

Genannt wurde als Grund vom RKI, Schwankungen zu vermeiden, indem geglättete Werte verwendet werden. Eine Folge der Änderung wird sein, daß es etwas mühsamer sein wird, die Werte zu überprüfen, wozu bekannt sein muß, wie die Werte geglättet und verwendet werden. Je nach Glättungsverfahren könnte das eine längere Datenreihe erfordern als bisher; wer nicht über diese verfügt, könnte die Berechnung nicht selbst nachprüfen. Das Problem zeitweise inkonsistenter Daten nach Änderung der Art und Weise, wie getestet wird, ist dadurch nicht behoben worden.

Eine andere Erklärung könnte sein, daß im RKI aufgefallen ist, daß ab dem 14.5., acht Tage nachdem am 6.5. die Testkriterien verändert wurden,  oder kurz darauf, je nach Verzögerung bei der Umsetzung, in Zähler und Nenner des Quotienten, der das alte R definiert, wieder konsistent nur Werte stehen werden, die mit dem neuen Testkriterium gewonnen wurden. Ohne Glättung wäre ein Sprung nach unten zu erwarten, falls sich in der gemessenen Wirklichkeit nichts zeitgleich ändert.  Solch ein Sprung wäre schwer zu erklären, ohne vorherige Fehldeutung zuzugeben.

Fußnote

1 https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/corona-aktuell-live-ticker-merkel-macron-planen-lockerung-grenze-34468484