Aus dem Tagebuch eines gewissen Subjekts namens Jan Deichmohle
27.7.2019
Über die Ursachen des Neo-Islamismus
Ob in der Türkei, Ägypten oder Persiën, in vielen muslimischen Ländern ist eine in den 1950er Jahren starke, westlich säkular geprägte Regierung durch ein damals unvorstellbares Wiedererstarken einer sehr strengen Form des Islams verdrängt worden, in der heutigen Islamischen Republik Iran durch eine Revolution. Reiseberichten damals durchreisender Hippies auf dem Treck nach Indiën entnahm ich eine heute kaum glaubliche Zutraulichkeit von Mädchen im Beisein ihrer Eltern, die zwar selten gewesen sein mag, aber damals nicht undenkbar war. Atatürk, der Begründer der modernen Türkei, hatte diese entschieden laïzistisch geprägt; den Islam hatte er als rückschrittlichen Glauben verachtet. Auf Youtube ist in Schwarzweiß zu sehen, wie Nasser die Muslimbrüder verspottete, nachdem Verhandlungen, sie in die Gesellschaft einzubeziehen, an deren Forderung gescheitert waren, alle Frauen Ägyptens müßten den Schleier tragen, was Nasser per Gesetz beschließen solle. Lautes Lachen durchdrang den Saal im damaligen Ägypten.
-„Ich sagte, du kannst dich nicht einmal im eigenen Hause durchsetzen. Deine Tochter trägt keinen Schleier. Aber du erwartest, daß ich alle Frauen Ägyptens veranlassen könne, den Schleier zu tragen?” Wieder erscholl damals lauthals Gelächter.
Woran lag der krasse Sinneswandel in folgenden Generationen? Es hat mit unserem Feminismus und der zur Qual für Männer mißratenen ‚sexuellen Revolution’ der 1960er Jahre zu tun. Daran sind bei uns alle tragenden Formen westlicher Kultur zerbrochen und vom Feminismus systematisch abgewickelt worden. Ungebremste sexuelle Selektion droht 80% der Männer oder mehr zu diskriminieren und Verlierern zu machen. Es funktionierte nicht. Während der Westen zusammenbrach, weil er schon zu morsch war für Widerstand, gruben Angewiderte und Jugendliche Arabiëns die strengsten, aggressivsten Koranverse und Tendenzen des Islams aus, um unsrem Zusammenbruch zu entgehen. Womöglich haben radikale Ideologiën im Westen ähnlichen Grund gehabt: Sie geben Halt, wenn sonst alles versagt im zentralen Lebensbereich, der Verbindung Mann-Frau.
Der ‚Kriegsindex’, die Zahl junger Männer geteilt durch die alter, ist hoch wegen verantwortungsloser Geburtenexplosion in muslimischen und afrikanischen Ländern. Zwar werden etwa gleich viele Jungen und Mädchen geboren, doch weil Männer diskriminiert werden durch sexuelle Selektion, brauchen sie eine angesehene soziale und berufliche Stellung, die es jedoch nicht gibt, weil es sowohl an Arbeitsplätzen mit gutem Einkommen, als auch in der sozialen Hierarchie an genügend durch Ruhestand älterer Männer freiwerdenden Plätzen für jüngere fehlt. Das Land kann so viele junge Männer nicht mit anständigem sozialen Ansehen versehen. Das liegt nicht allein an der hohen Geburtenrate, sondern vor allem an der Kultur. Denken wir an das bis vor ein oder zwei Generationen arme Indiën, dessen Unterschicht als sehr arm galt, ärmer als Fellachen des Oriënts. Dennoch waren sogar indische Elendsviertel („Slums”) nicht gewalttätig; ich bin unbehelligt durchgeschlendert, wogegen mich in sehr viel moderneren und vergleichsweise weniger armen Vierteln Syriëns (viele Jahre vor dem Bürgerkrieg) Jugendliche mit Steinchen bewarfen, die allmählich größer wurden und schneller flogen, so daß ich eilends zusah, aus den gefährlichen Vierteln zu entkommen, bevor ich noch von jugendlichem Übermut grundlos gesteinigt wurde. Doch die Kinderzahl war früher vor der Modernisierung in Indiën sogar noch größer als im islamischen Bereich. Trotzdem radikalisierten sich indische Jugendliche sehr selten, blieben meist erstaunlich friedlich. Des Rätsel Lösung sind kulturelle Formen, Strukturen der geschlechtlichen Ergänzung, die jedem Identität und Ansehen gaben, der sich anständig und halbwegs fleißig verhielt – also genau das, was Feminismus systematisch bekämpft und bis zu den letzten Resten abgewrackt hat. Auch mit sehr wenig Geld konnte ein Junge der Unterschicht in seiner Umgebung (oder Kaste) Ansehen genießen, hatte Chancen auf ein – ebenso armes – Mädchen, Familië und soziales Ansehen innerhalb seiner Gemeinschaft. Der von der Moderne durch Entfesselung der sexuellen Selektion am Mann, die eine heftige Diskriminierung vieler darstellt, geschaffene Leidensdruck auf Männer, verschärft von Emanzipation und besonders durch Feminismus, wurde von traditionellen Kulturen wie der indischen auch für arme Jungen gemildert, die deshalb meist friedlich blieben, sich aber in islamischen Ländern Nordafrikas trotz damals modernerer Lebensumstände und weniger Armut fanatisierten. In der tendenziëll polygamen Gesellschaft fiel es ihnen schwerer, mit einer jungen Frau seßhaft zu werden.
Deshalb wird der Überschuß rebellisch, kämpft gegen die Welt, wird leicht zu Fanatikern, die bereit sind, unter dem Deckmantel einer ‚guten Sache’ Terror und Blutbad zu verüben, oder sie metzeln sich gegenseitig, bis genug angesehene Positionen und Mädchen für die Überlebenden übrig sind, oder sie erobern fremde Länder, um sich dort eine angesehene Stellung und Mädchen als Sieger zu nehmen. Das ist der wirkliche Grund für vieles, was in Geschichtsbüchern steht. Kulturelle Formen können ihnen keine Mädchen sichern. Also protzen sie auf, revolutionieren oder erobern. Eine zerbrochene Kultur mit starker Diskriminierung von Männern durch sexuëlle Selektion bringt Fanatiker und Plünderer hervor. Im Extremfall töten sie, bis alle Überlebende Frauen haben.
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