Eiszeitalter und Warmzeitalter

Me­di­en, Ak­ti­vi­sten und For­scher der mei­nungs­ge­trie­be­nen Art ha­ben uns in den letz­ten Jahr­zehn­ten an­er­zo­gen, an men­schen­ge­mach­te Kli­ma­ka­ta­stro­phe zu glau­ben. Höchst­tem­pe­ra­tu­ren wer­den sen­sa­ti­o­nell auf­ge­bauscht; Tiefst­tem­pe­ra­tu­ren schnell ver­ges­sen oder nur von we­nig ge­le­se­nen Pu­bli­ka­ti­o­nen am Ran­de er­wähnt.

Die­se Vor­ein­ge­nom­men­heit geht so weit, daß Durch­schnitts­men­schen auf Twit­ter schrei­ben, „kein ernst­zu­neh­men­der Mensch be­zweif­le noch den men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del”. Das Kli­ma wan­delt sich, seit es die Er­de und auf die­ser Le­ben gibt, seit meh­re­ren Mil­li­ar­den Jah­ren. Star­ke kos­mi­sche Kräf­te wir­ken da­bei. So­wohl hi­sto­ri­sche Gra­phen von Son­nen­ak­ti­vi­tät, der An­zahl von Son­nen­flecken, so­weit aus der Ver­gan­gen­heit be­kannt, der Pa­ra­me­ter des Erd­um­laufs um die Son­ne so­wie der Son­ne um das Schwer­kraft­zen­trum der Milch­stra­ße kor­re­lie­ren er­staun­lich gut mit den ge­mes­se­nen oder aus Se­di­men­ten er­schlos­se­nen Kli­ma­ver­läu­fen.

Die Fol­ge der Eis­zei­ten und Zwi­schen­warm­zei­ten der letz­ten 2½­ Millionen Jah­re deckt sich weit­ge­hend mit der Ab­fol­ge zyk­li­scher Um­lauf­pa­ra­me­ter der Er­de um die Son­ne.

Ähn­li­ches zeigt sich für die Bahn des So­lar­sy­stems in der Ga­la­xie.

«Rund 280 Mil­li­o­nen Jah­re dau­ert ein „kos­mi­sches Jahr”. Es ist die Zeit, die die Son­ne braucht, um ein­mal um das Zen­trum un­se­rer Milch­stra­ße zu krei­sen. Eben­so lan­ge sind die letz­ten drei gro­ßen Eis­zei­ten der Er­de zeit­lich von­ein­an­der ent­fernt. Die jüng­ste Eis­zeit er­eig­ne­te sich vor knapp ei­ner Mil­li­on Jah­ren im Plei­sto­zän oder Di­lu­vi­um. Mehr als 260 Mil­li­o­nen Jah­re, in die Wen­de zwi­schen Perm und Kar­bon, da­tiert nach heu­ti­gen Kennt­nis­sen die näch­ste Ver­glet­sche­rung un­se­res Pla­ne­ten zu­rück. Die äl­te­ste, durch ge­o­lo­gi­sche Fun­de ge­si­cher­te Gla­zi­al­zeit fand vor wei­te­ren fast 300 Mil­li­o­nen Jah­ren im Prä­kam­bri­um statt.»1 (Zeit, 1967)

Warm- und Kalt­zei­ten wech­seln zy­klisch, wo­bei de­ren Zy­klus der Dau­er ei­nes Son­nen­um­laufs um den Schwer­punkt der Milch­stra­ße ent­spricht. In Erd­warm­zei­ten ist es aus ver­mut­lich kos­mi­schen Grün­den deut­lich wär­mer als heu­te.

«Eis­zei­ten aus dem All, Jo­a­chim Schü­ring, 26.07.2002

Wie ei­ne gi­gan­ti­sche Bür­ste dreht sich die Milch­stra­ße und streift da­bei mit ih­ren Ar­men re­gel­mä­ßig das Son­nen­sy­stem. Mit je­dem Schlag löst sie da­bei wo­mög­lich ei­ne ir­di­sche Eis­zeit aus. …

Die­se gi­gan­ti­schen Ster­nen­ex­plo­si­o­nen er­eig­nen sich vor­nehm­lich im zen­tra­len Be­reich der Spi­ral­ar­me, wo die Ma­te­ri­e­dich­te am höch­sten ist, und da sich das Son­nen­sy­stem auch re­la­tiv zu den Spi­ral­ar­men be­wegt, hat es die­se im Lau­fe sei­ner Ge­schich­te im­mer wie­der durch­kreuzt. Er­go war das Son­nen­sy­stem in den dich­ten Zen­tren der Ar­me re­gel­mä­ßig der be­son­ders hef­ti­gen kos­mi­schen Strah­lung von Su­per­no­vae aus­ge­setzt, die ih­rer­seits Aus­wir­kun­gen auf das ir­di­sche Kli­ma ha­ben muß­ten. … die kos­mi­sche Strah­lung bei uns al­le 143 Mil­li­o­nen Jah­re ein Ma­xi­mum er­rei­chen müß­te …

Wirk­lich be­ein­druckend wur­de die Ge­schich­te je­doch erst, nach­dem Sha­viv sein Mo­dell mit den ge­o­lo­gi­schen Zeug­nis­sen auf der Er­de ver­glich. Denn da­bei zeig­te sich ei­ne ein­drucks­vol­le Über­ein­stim­mung mit den ir­di­schen Eis­zei­ten: Im­mer wenn sich die Son­ne – und al­so auch die Er­de – mit­ten in ei­nem Spi­ral­arm be­fand, ver­stärk­te sich die kos­mi­sche Strah­lung, und auf der Er­de brach ei­ne Eis­zeit an. So­gar die der­zei­ti­ge Si­tu­a­ti­on traf Sha­viv ge­nau. Dem Mo­dell ent­spre­chend ha­ben wir ge­ra­de das Zen­trum des Ori­on-Arms durch­kreuzt – und ei­ne grö­ße­re [Kalt­zeit] Eis­zeit hin­ter uns ge­las­sen.» (Zeit, Nir Shaviv, Uni­ver­si­ty of To­ron­to und He­brew Uni­ver­si­ty Je­ru­sa­lem)

Die lang­fri­sti­ge Fol­ge von Warm­zei­ten und Eis­zei­ten stimmt über­ein mit dem Durch­que­ren ei­nes Ga­la­xi­en­ar­mes al­le 140+- Mil­li­o­nen Jah­re so­wie dem Um­lauf um das Schwe­re­zen­trum der Milch­stra­ße in 280 Mil­li­o­nen Jah­ren. Übri­gens hat die Son­nen­ak­ti­vi­tät die größ­te Aus­wir­kung nicht di­rekt, denn Schwan­kun­gen der Strah­lung sind recht ge­ring, son­dern in­di­rekt über Son­nen­wind und Mag­net­feld, die kos­mi­sche Strah­lung ab­schir­men, die wie­der­um über Kon­den­sa­ti­ons­kei­me in den hö­he­ren Schich­ten der At­mo­sphä­re die Rück­strahl­quo­te von Son­nen­ener­gie ins All ver­än­dert.

Letz­te­res wird auch beim lan­gen, rund 140+- Mil­li­o­nen Jah­re wäh­ren­den Zy­klus ver­mu­tet, weil je nach­dem, ob die Son­ne sich in­ner­halb ei­nes Arms der Milch­stra­ße be­fin­det oder au­ßer­halb, die kos­mi­sche Hin­ter­grund­strah­lung viel stär­ker schwankt als die Son­nen­strah­lung selbst.

Üb­ri­gens ist un­ter ‚Warm­zeit’ et­was an­de­res zu ver­ste­hen als ei­ne ‚Zwi­schen­warm­zeit’; in Warm­zei­ten war es sehr viel wär­mer, der CO2-Ge­halt zu­gleich viel hö­her, als in Zwi­schen­warm­zei­ten oder uns­rer Zeit. Zu­gleich wa­ren Bi­o­mas­se und Ar­ten­viel­falt in Warm­zeiten deut­lich grö­ßer als sonst. Wie viel wär­mer und CO2-rei­cher erd­ge­schicht­li­che Warm­zei­ten wa­ren als uns­re ver­gleichs­wei­se schwa­che Zwi­schen­warm­zeit, zei­gen Lang­frist­gra­phen.

Fröhliches Klimahüpfen gegen kosmische Kräfte!

Aus erd­ge­schicht­li­cher Sicht ist die Welt heu­te nicht un­ge­wöhn­lich warm, son­dern bei lang­fri­sti­gem Ver­gleich im küh­le­ren Be­reich. Der CO2-Ge­halt liegt na­he dem un­te­ren En­de des für ir­di­sches Le­ben be­kömm­li­chen. Über die drei­vier­tel Mil­li­ar­de Jah­re mit hö­he­rem Le­ben be­fin­det sich die­ser dicht am Tief­punk. h­rend des lang­fri­sti­gen Ab­wärts­trends von CO2 wur­de in den Eis­zei­ten ein Tief­stand er­reicht, bei dem Land­pflan­zen zu muckern be­gin­nen, der nur we­nig über der Mar­ke lag, un­ter der Land­pflan­zen ster­ben, in Fol­ge auch Land­tie­re, so daß hö­he­res Le­ben au­ßer­halb der Welt­mee­re er­lischt. Uns­re hüp­fen­den Hy­ste­ri­ke­rIn­nen ha­ben dies wie so vie­les ge­füh­lig ge­nau falsch her­um ge­deu­tet. Ge­nug CO2 ist le­bens­wich­tig; die Tä­tig­keit des Men­schen gleicht den Man­gel ret­tend aus.

Die mei­sten Aus­ster­be­er­eig­nis­se gab es in Kalt­zei­ten, nicht in Warm­zei­ten. Ei­ne wär­me­re Welt hat ei­ne grö­ße­re Ar­ten­viel­falt und Bio­mas­se. In den Eis­zei­ten sank der CO2-Ge­halt der At­mo­sphä­re ge­fähr­lich na­he zur To­des­zo­ne, wo erst Land­pflan­zen ab­ster­ben, dar­auf hö­he­res Le­ben jen­seits des Welt­mee­res er­lischt. Die mei­ste Zeit der Erd­ge­schich­te war der CO2-Ge­halt deut­lich hö­her; Pflan­zen wuch­sen da­her schnel­ler und kön­nen dann auch mehr Er­trag lie­fern, mehr Tie­re und Men­schen er­näh­ren.

Kli­ma­ak­ti­vi­sten zu­fol­ge ist die Mensch­heit von ei­ner Kli­ma­er­wär­mung be­droht, wes­halb wir uns­re Kern­in­du­stri­en wie Au­to­mo­bil­her­stel­ler, Atom- und Koh­le­kraft­wer­ke mit­samt Ar­beits­plät­zen op­fern, wäh­rend Chi­na und an­de­re asi­a­ti­sche Län­der hun­dert­mal so vie­le Groß­kraft­wer­ke neu bau­en wie wir schlie­ßen.

Als ich aufs Gym­na­si­um ging, lehr­ten dort er­fah­re­ne „al­te Pau­ker”, die vier ver­schie­de­ne po­li­ti­sche Sy­ste­me in Deutsch­land er­lebt hat­ten: Erst das Kai­ser­reich, da­nach die Wei­ma­rer Re­pu­blik, dar­auf das Drit­te Reich und schließ­lich die An­fangs­zei­ten der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Die mitt­le­ren bei­den Sy­ste­me wa­ren da­mals be­reits ge­schei­tert. Ei­ner uns­rer Leh­rer wies uns auf Ge­fah­ren für un­se­re Zu­kunft hin, die ihm am Her­zen la­gen, da­mit wir die­se im Le­ben spä­ter zu be­ste­hen ver­mö­gen. Er­stens war dies sei­nen Wor­ten zu­fol­ge „die gel­be Ge­fahr”. Chi­na war da­mals kom­mu­ni­stisch, un­ter Mao Tse Tung hoff­nungs­los zu­rück­ge­blie­ben, wirk­te von fern wie ei­ne Mi­schung aus Mit­tel­al­ter und kom­mu­ni­sti­scher Star­re. Doch der Leh­rer wies auf die Über­zahl der Chi­ne­sen hin und ih­ren Fleiß; mit die­ser Kom­bi­na­ti­on wür­den sie die Zu­kunft ge­stal­ten und droh­ten, uns ab­zu­hän­gen, wenn wir uns nicht an­stren­gen, mit gei­sti­gen Lei­stun­gen, Fleiß und Ge­schick. Heu­te ist die­se Er­in­ne­rung wie das Wort ei­nes Pro­phe­ten. Un­ser „al­ter Pau­ker”, von sei­ner Epo­che be­reits be­spöt­telt für sei­ne „rück­schritt­li­che Ein­stel­lung”, hat ins Schwar­ze ge­trof­fen und recht be­hal­ten.

Noch et­was an­de­res be­rei­te­te dem al­ten Pau­ker Sor­ge. Seit zwei­ein­halb Mil­li­o­nen Jah­ren be­fän­den wir uns in ei­nem Eis­zeit­al­ter, in dem lan­ge Eis­zei­ten, die un­ser Land groß­teils ver­glet­schern und weit­ge­hend un­be­wohn­bar wer­den las­sen, mit kur­zen Zwi­schen­warm­zei­ten wech­seln. Ei­ne wei­te­re Eis­zeit kön­ne an­ge­sichts der Län­ge uns­rer der­zei­ti­gen Zwi­schen­warm­zeit je­der­zeit be­gin­nen. Er hof­fe nur, daß die Mensch­heit, wenn dies dem­nächst ein­tref­fen soll­te, sich mit­hil­fe Ener­gie­quel­len wie der Atom­kraft be­hel­fen und ge­nug hei­zen kön­ne, um ei­ne neue Eis­zeit zu über­le­ben.

Nun wer­den Zeit­ge­nos­sen spöt­teln: „Die­ser al­te Knacker. Der hat­te ja kei­ne Ah­nung. Heu­te wis­sen wir, wie ge­fähr­lich der Mensch das Kli­ma ka­ta­stro­phal kippt. Wir sind vom Wär­me­tod be­droht.” Eis­zei­ten ha­ben ein ty­pi­sches Mu­ster: Sie sind, ent­ge­gen der land­läu­fi­gen Vor­stel­lung, nicht durch­ge­hend ei­sig. Im Ge­gen­teil. Eis­zei­ten sind ge­prägt durch ei­ne Fol­ge sä­ge­zahn­för­mi­ger Tem­pe­ra­tur­zacken.

Diese Zacken wiederholen sich in kleinerem zeitlichem Maßstab.

Je­der Mu­sik- oder Phy­sik­freund, der mal am Os­zil­la­tor mit Fre­quen­zen rum­ge­spielt hat, kennt Sä­ge­zahn­kur­ven, im Un­ter­schied zu Si­nus- oder Recht­eck­kur­ven. Erst gibt es ei­nen ra­san­ten und stei­len Tem­pe­ra­tur­an­stieg, ja bei­na­he Sprung nach oben; an­schlie­ßend folgt ein lang­sa­mes, aber an­dau­ern­des Ab­sin­ken bis auf Tiefst­wer­te. Des­halb schei­den sich beim Kli­ma rasch hüp­fen­de Hy­ste­ri­ke­rIn­nen von nüch­tern for­schen­den Wis­sen­schaft­lern. Ein­set­zen des Zyk­lus sä­ge­zahn­ar­ti­ger Tem­pe­ra­tur­an­stie­ge könn­te statt auf ka­ta­stro­pha­len men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del auch auf Rück­kehr der Eis­zeit deu­ten, die eben nicht durch­gän­gi­ge Käl­te, son­dern kur­ze Tem­pe­ra­tur­sprün­ge nach oben mit nach­fol­gen­dem län­ge­rem Ab­sin­ken kenn­zeich­net.

«-35,8°C in Spanien: „Filomena” bringt Rekordkälte und viel Schnee
Von Cornelia Trefflich mit AP, dpa • Zuletzt aktualisiert: 08/01/2021

Nicht schlecht staunten die Madrilenen, als sie aus dem Fenster schau­ten oder sich sogar aus dem Haus wagten. Denn dort lag Schnee auf Autos und Gehwegen, in Parks und auf Rasenflächen. Ein äußerst seltenes Phä­no­men in der spanischen Hauptstadt …

Auch in anderen Regionen Spaniens, wie in der Provinz Kastilien und Lé­on hat „Filomena” rekordverdächtige Tiefsttemperaturen beschert. In der Ort­schaft Vega de Liordes, die sich rund 400 Kilometer nördlich von Madrid be­fin­det, wurden -35,8 Grad Celsius gemessen – die kälteste Temperatur, die je in Spanien aufgezeichnet wurde. Am Mittwoch erst hatte es mit -34,1°C ei­nen Kälterekord in La Llança, in den Pyrenäen, einen Kälterekord ge­ge­ben.»2 (Euronews)

Ver­mut­lich schrei­en an die­ser Stel­le Ge­sin­nungs­dik­ta­to­rIn­nen auf: „Du Blöd­mann kennst den Un­ter­schied zwi­schen Wet­ter und Kli­ma nicht.” Das ist ei­ne fal­sche Un­ter­stel­lung. Bil­der er­leb­ba­ren Wet­ters ha­be ich nur ein­ge­wo­ben, weil Men­schen et­was bes­ser ver­ste­hen und deu­ten kön­nen, wenn sie aus dem Le­ben ge­grif­fe­ne Vor­stel­lung da­mit ver­bin­den. Wet­ter kann man er­le­ben; Kli­ma ist Ab­strak­ti­on.

Vom Wet­ter­phä­no­men zu­rück zum Kli­ma. Zu­nächst bleibt zu be­mer­ken, daß uns­re Mas­sen­me­di­en groß he­raus­stel­len, was in ihr Nar­ra­tiv paßt, je­doch her­ab­spie­len un­ter „fer­ner lie­fen” oder ganz über­ge­hen, was die­sem wi­der­spricht. Das ist ih­re ge­schick­te und höchst ge­fähr­li­che Art, Un­sinn zu ver­brei­ten, der schlim­mer und wirk­sa­mer ist als of­fe­ne Lü­ge. Denn sie ha­ben oft nichts for­mal un­wah­res be­hauptet, statt­des­sen aber aus ei­ner Viel­falt von Fak­ten und Sich­ten nur das be­rich­tet, was in ihr Welt­bild paßt, da­ge­gen alles – meist ei­ne gi­gan­ti­sche Zahl un­ge­neh­mer Er­schei­nun­gen –, was die­sem zu­wi­der läuft, über­se­hen oder weg­ge­las­sen. Das ist die ge­fähr­lich­ste Art, sich und an­de­re zu be­trü­gen.

Noch vor 50 Jah­ren war das Nar­ra­tiv Kli­ma­wan­del ge­nau um­ge­kehrt. Die da­ma­li­ge Ge­ne­ra­ti­on von ‚Wis­sen­schaft­lern’ stand im Ge­fol­ge ei­ner Ra­chel Car­son, die ei­ne Um­welt­hy­ste­rie be­grün­de­te, die DDT und des­sen Nach­fol­ger so ra­di­kal ver­damm­te, daß Be­rich­ten zu­fol­ge sehr viel mehr Men­schen un­nö­tig an Krank­hei­ten wie Ma­la­ria star­ben, die zu­vor durch Be­kämp­fung von Über­trä­ger­mücken ein­ge­dämmt wur­de – man ver­such­te gar, Ma­la­ria auch auf an­de­ren Kon­ti­nen­ten wie in Eu­ro­pa aus­zu­rot­ten, be­vor Ra­chel Car­son das ver­hin­der­te. Noch der Schles­wi­ger Car­sten Nie­buhr, der 1761-1767 an ei­ner Ex­pe­di­ti­on teil­nahm, der er­sten wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­rei­se ins da­mals un­be­kann­te Je­men – was ich weiß, weil ich frü­her sol­che Be­rich­te in al­ten Bü­chern‚ oft mit Frak­tur­ſchrift, ver­schlun­gen ha­be – hat­te in moo­ri­gen Ge­bie­ten sei­ner schles­wi­ger Hei­mat of­fen­bar die Ma­la­ria ken­nen­ge­lernt, wes­halb er ei­ne teil­wei­se Im­mu­ni­tät hat­te und als ein­zi­ger die Ex­pe­di­ti­on in den Je­men über­leb­te. Zwar er­krank­te auch er an Ma­la­ria, wie die an­de­ren, ge­nas aber auf­grund sei­ner ge­schul­ten Ab­wehr­kräf­te. Ein da­mals hoch­be­rühm­ter skan­di­na­vi­scher Bi­o­lo­ge ver­starb da­ge­gen; nur des­sen Auf­zeich­nun­gen wur­den von Nie­buhr mit­ge­bracht und sind in­ter­es­sant bis heu­te. Den mei­sten dürf­te un­be­kannt sein, daß es bei uns nicht nur Pest und Pocken, son­dern auch Ma­la­ria gab, be­vor mo­der­ne Tech­nik sie über­wand.

Je­ne von Ra­chels „Stum­mer Früh­ling” be­ein­fluß­te Ge­ne­ra­ti­on glaub­te be­reits an ei­nen ge­fähr­li­chen, das Über­le­ben der Mensch­heit ge­fähr­den­den Kli­ma­wan­del, den sie eben­falls be­reits auf Um­welt­ver­schmut­zung zu­rück­zu­füh­ren ver­such­ten. Da­mals be­reits be­gan­nen Ge­füh­le und Hy­ste­rie nüch­ter­ne For­schung zu ver­drän­gen. Sie wähn­ten, der Mensch sei schuld, daß ei­ne neue Eis­zeit aus­bre­che. Von der In­du­strie ver­brei­te­te Äro­so­le wür­den Son­nen­licht re­flek­tie­ren, was die Er­de ab­küh­le und die da­mals sin­ken­den Tem­pe­ra­tu­ren er­klä­re. Die Vor­her­sa­ge ei­nes ka­ta­stro­pha­len Käl­te­ein­bruchs, der dra­stisch ge­schil­dert und mit ei­ner „Göt­ter­däm­me­rung” der al­ten Sa­gen ver­gli­chen wur­de, präg­te die 1970­er Jah­re.

Er­in­nert ihr euch an den be­rüch­tig­ten „Hockey­stab”, ein durch vie­le Da­ten­nach­be­ar­bei­tung und Ver­wen­dung nicht über­prüf­ter An­nah­men ent­stan­de­nes Schreckens­bild? Vor Ge­richt hat sich der ver­ant­wort­li­che ‚Wis­sen­schaft­ler’ ge­wei­gert, die Da­ten und Me­tho­den vor­zu­le­gen, auf die sei­ne Dar­stel­lung zu­rück­geht. Mit an­de­ren Wor­ten: Sein wer­be­wirk­sa­mes Schreckens­sze­na­rio war Pfusch oder Er­fin­dung.

Kos­mi­sche Kräf­te sind ge­wal­tig; im Ver­gleich mit die­sen sind men­schen­ge­mach­te Kräf­te bis heu­te eher be­schei­den. Mit Zah­len­ver­glei­chen wä­re das sehr ein­drucks­voll be­leg­bar. Selbst Kräf­te, die als „Züng­lein an der Waa­ge” ein Kip­pen ver­ur­sa­chen, sind im­mer noch um Grö­ßen­ord­nun­gen stär­ker als men­schen­ge­mach­te. Schau­en wir uns die ty­pi­schen Eis- und Zwi­schen­warm­zei­ten der ver­gan­ge­nen Mil­li­on Jah­re an, zu de­nen es recht gu­te Da­ten gibt. Zwi­schen­warm­zei­ten sind re­la­tiv gleich­för­mig, Eis­zei­ten da­ge­gen ein hef­ti­ges Sä­ge­zahn­mu­ster. Wenn ei­ne neue Eis­zeit be­gän­ne, sä­he sie so aus: Die Tem­pe­ra­tur springt steil nach oben. Lem­min­ge hüp­fen, weil es so warm ist. Dann sinkt sie all­mäh­lich, hört lan­ge nicht wie­der auf zu sin­ken, bis gan­ze Län­der ver­glet­schern. Das Eis bleibt frei­lich, au­ßer im Nor­den, nicht all­zu lan­ge lie­gen, weil die näch­ste Zacke folgt, dar­auf der näch­ste Eis­vor­stoß.

Wir müs­sen aber nicht den Teu­fel mit dem Beel­ze­bub ver­trei­ben, der Kli­ma­er­wär­mungs­angst die Angst vor ei­ner Eis­zeit ent­ge­gen­set­zen. Wie wä­re es, be­schei­de­ner zu blei­ben und mit ei­nem Phä­no­men vor­lieb zu neh­men, wie es of­fen­bar häu­fig ist, näm­lich schon zwei­mal seit dem Hoch­mit­tel­al­ter auf­trat? Be­trach­ten wir die klei­ne Eis­zeit.

Das Leib­nitz In­sti­tut für Tro­po­sphä­ri­sche Stu­di­en hat Pa­ral­le­len von heu­te ge­fun­den zur Zeit des Kli­ma­um­schwungs des Hoch­mit­tel­al­ters, als es wär­mer war als heu­te, Grön­land im Sü­den grün war und an der Kü­ste be­wal­det, wes­halb Wi­kin­ger aus Is­land sich dort nie­der­las­sen und von Land­wirt­schaft er­näh­ren konn­ten, be­vor sie spä­ter ver­hun­ger­ten, weil es zu kalt da­für wur­de, zu der dar­auf­fol­gen­den Kalt­zeit, der die grön­län­di­schen Wi­kin­ger, so­fern sie nicht nach Is­land oder Nor­we­gen zu­rück­kehr­ten, zum Op­fer fie­len. Es gab sta­bi­le Wet­ter­phä­no­me­ne, die der­zei­ti­gen gli­chen. Zu­nächst gab es Miß­ern­ten durch trocke­ne, aber wohl war­me Som­mer. Da­rauf folg­te ein Um­schlag zu mehr­jäh­ri­gem feuch­tem und kal­tem Wet­ter, mit dem der Ab­stieg in die klei­ne Eis­zeit be­gann, die frei­lich nur ei­ne win­zi­ge Del­le ist im Ver­gleich zur rich­ti­gen Eis­zeit, und auch nicht de­ren Sä­ge­zahn­mu­ster hat. Die „klei­ne Eis­zeit” ist nur ei­ne ver­gleichs­wei­se ge­rin­ge Schwan­kung in­ner­halb der Zwi­schen­warm­zeit.

Hun­ger und Not be­gan­nen schon mit dem Ab­stieg in die klei­ne Eis­zeit, nicht nur in Grön­land, son­dern in Eu­ro­pa. Mei­ne Bü­cher zei­gen auch, daß die Un­ab­hän­gig­keits­be­stre­bun­gen der Ur­schweiz zeit­gleich mit die­sem Wet­ter­um­schwung ein­setz­ten. Es war al­so wohl we­ni­ger ein ar­ro­gan­ter Ade­li­ger der Sa­ge mit sei­nem Geß­ler­hut, son­dern tat­säch­lich die Ar­mut der Berg­bau­ern in den Hoch­al­pen, wo Som­mer oh­ne­hin kurz, Äcker steil und stei­nig sind, so daß es schwer fällt, den Zehnt zu zah­len – für uns wä­ren Steu­ern von ei­nem Zehn­tel heu­te traum­haft nied­rig. Berg­bau­ern aber war den Zehnt auf­zu­brin­gen müh­sam, als das Kli­ma kalt wur­de, Som­mer kühl, ver­reg­net und nicht frucht­bar ge­nug. Viel­leicht hat­ten sie Mü­he, ein­fach nur zu über­le­ben in der klei­nen Eis­zeit. Steu­ern an den Vogt zu zah­len ging nicht mehr. Des­halb schaff­ten die Schwei­zer durch Re­bel­li­on das Kö­nig­tum kur­zer­hand ab. Üb­ri­gens ta­ten die Is­län­der das­sel­be aus glei­chem Grund. Bei ih­nen brauch­te es kei­ne Re­bel­li­on. In er­ster Ge­ne­ra­ti­on hat­ten sie noch ei­nen Kö­nig, der von Hof zu Hof zog wie uns­re Kö­ni­ge und Kai­ser einst von Pfalz zu Pfalz. Dann wähl­ten sie kei­nen mehr. Is­land war zu karg für ei­ne Mo­nar­chie. Je­der muß­te sich sein Es­sen selbst müh­sam er­ar­bei­ten, um mit mit­tel­al­ter­li­cher Tech­nik über­le­ben zu kön­nen.

Dem Kip­pen des Kli­mas in die klei­ne Eis­zeit folg­ten Hun­gers­not und Pest. Die ‚For­scher’ des In­sti­tuts sind üb­ri­gens durch­aus ‚po­li­tisch kor­rekt’ in ih­ren Deu­tun­gen, denn sie glau­ben wie üb­lich an die Kli­ma­er­wär­mung. Ein For­scher oh­ne An­füh­rungs­zei­chen soll­te nicht glau­ben. Wenn die For­schun­gen auf Ähn­lich­kei­ten der Wet­ter­phä­no­me­ne um 1308 und 2018 hin­wei­sen, wä­re es dann nicht na­he­lie­gen­der, zu über­prü­fen, ob es nicht auch ähn­li­che oder glei­che Ur­sa­chen ge­ben könn­te? An­zu­neh­men, heu­te sei es um­ge­kehrt wie da­mals, sä­he aber in den Meß­wer­ten gleich aus, dürf­te wei­ter her­ge­holt sein als glei­che Ur­sa­chen bei glei­chen Meß­wer­ten an­zu­neh­men.

Au­ßer den dra­sti­schen Sze­na­ri­en ei­ner Über­wär­mung und ei­ner klei­nen oder gro­ßen Eis­zeit gibt es üb­ri­gens noch ein drit­tes, op­ti­mi­sti­sches: Es gibt Stim­men, wir wä­ren schon vor 150 Jah­ren, oder in den 1970ern, am En­de ei­ner Zwi­schen­warm­zeit in die näch­ste Eis­zeit ab­ge­stie­gen, die Eu­ro­pa groß­teils un­be­wohn­bar ge­macht hät­te, wenn nicht Land­wirt­schaft und In­du­strie ge­gen­ge­steu­ert und uns vor dem Kip­pen be­wahrt hät­ten. Wenn die­ses Sze­na­rio stim­men soll­te, könn­ten wir eher froh sein, durch wär­men­de Ein­wir­kung ei­nem Un­glück ent­gan­gen zu sein; ei­ne Steu­e­rung die­ses Ein­flus­ses in ei­ner zu­träg­li­chen Band­brei­te wä­re in Zu­kunft dann zwar irgend­wann nö­tig, die La­ge aber kei­nes­wegs dra­ma­tisch, die Wir­kung bis­lang mehr nütz­lich als schäd­lich.

Dieser Artikel wird bis morgen 13.1.2021 im BuchKlimaangst und anderer Unfug“ ergänzt. Das Buch lohnt sich, ist die umfassendste Darstellung kritischer Argumente zum Thema Klima.

Fußnoten

1 https://www.zeit.de/1967/51/eine-eiszeit-pro-kosmisches-jahr

2 https://de.euronews.com/2021/01/08/35-8-c-in-spanien-filomena-bringt-rekordkalte-und-viel-schnee