Kulturelle Appropriation

«Was ist kulturelle Appropriation? Es gibt keine allgemeingültige Definition. Allgemein gesprochen ist es die Idee, daß „eine dominante Kultur” Dinge einer „Minderheitenkultur” trägt oder benutzt, – etwa weiße Studenten brasilianische Bombachas oder Sackhosen – was respektlos sei, weil die Dinge aus ihrem eingeborenen Kontext gerissen würden.»1 (economist)

Das groteske an dieser Variante politischer Hysterie ist, daß kulturelle Appropriation seit Jahrhunderten systematisch betrieben wird, und zwar von Frauen an Männern. Was immer Männer an Moden einst hatten, haben Frauen sich im Zuge von Emanzipation oder Feminismus angeeignet. Außerdem ist eine Minderheit abendländisch; Asiaten, Afrikaner und Amerikaner sind weit in der Überzahl, bilden also die Mehrheit und Mehrheitskultur.

Beispiele: Der einst militärische Pagenschnitt wurde zu einer typischen Frauenmode. Die wenigen erhaltenen Mosaiken gotischer Wächter und Christen zeigen den bereits damals üblichen Pagenschnitt männlicher Germanen.

«Romantik, 900 – 1250 n. Chr.:
In dieser Zeit waren offene Locken bei adeligen Menschen sehr gesehen. Glatthaarige Menschen ließen sich ihr Haar sogar dafür wellen. Normale Bürger hingegen trugen ihr Haar kurz oder halblang (Pagenschnitt).»2

Von der Antike über das Mittelalter bis zur Romantik war der Pagenschnitt offenbar männlich. Danach verschärfte sich die geschlechtliche Aneignung (geschlechtliche Appropriation) von Frauen an Männern.

«Zwei dicke Zöpfe flochten sich Burgdamen gegen Ende des 11. Jahrhunderts, die mit Bändern und Goldfäden kunstvoll verflochten waren. …

Kennzeichnend für den Mann der Romanik waren der Pagenschnitt und ein bartloses Gesicht. Normale Bürger, Pagen und Knappen besaßen einen kurzen Pagenkopf»3

In Gemälden der Renaissance sind wohlhabende Händler in hellen, pastellfarbenen Hosen und prunkvollen Gewändern zu sehen. Später wurden das Modetöne und Motive für Frauen, Damenbekleidung, die nicht nur die einst männliche Hose, sondern zeitweise außerdem fast alle Farben außer tristem Grau für sich in Beschlag nahmen. Ortsübliche Trachten waren einst oft auch für Herren farbenfreudig und verziert, wovon sich nichts gehalten hat. Denn solcher Aufwand gilt als weiblich; Männer arbeiten und brauchen funktionale Arbeitskleidung. Ornamente gingen Männern verloren, wurden weiblich.

All das sind Fälle nicht nur von kultureller Appropriation, sondern noch mehr als das: kulturellem Diebstahl, denn indem Frauen einstige Männerbereiche usurpierten, wurden diese unmännlich im Signalkode der Gesellschaft und folglich Männern weggenommen: wer als Mann weiterhin daran festhielt, wurde als weibisch oder schwul eingestuft. Die weibliche Wegnahme einst männlicher Aufgaben spiegelt sich in Mode und geschlechtlicher Aneignung, ist also erstens die einzige über Jahrhunderte konstante einseitige kulturelle Appropriation und zweitens mehr als das: ein Raub, der Männer zunehmend funktionslos macht. Frauen können aufgrund ihrer Fruchtbarkeit von Natur aus niemals funktionslos sein. Statt der ideologisch verkündeten Freiheit, jeder dürfe alles, ist de facto das männliche Geschlecht am Ende funktionslos. So kraß widersprechen sich Realität und ideologische Phrasen einer mit der Natur auf Kriegsfuß stehenden politischen Philosophie.

Kulturelle Appropriation zwischen Ethnien ist oft beiderseitig. Man schaue sich Bilder aus dem Orient oder anderen Weltteilen über die Zeiten an. Bilder, die in den 1950er Jahren aufgenommen wurden, zeigen im Orient, in Asien und anderswo westliche Moden der 1950er Jahre, sind mehr typisch für jene Zeit als für Orient oder Asien. Gleiches gilt für Bilder aus den 1920er Jahren, 1960er Jahren oder anderen Jahrzehnten. Es findet also massive kulturelle Appropriation westlicher Kultur durch nichtwestliche Länder statt, und zwar in wesentlich höherem Maße als umgekehrt. Ja, es ist eine seltene Ausnahme und untypisch, wenn die sogenannte kulturelle Appropriation einmal in umgekehrter Richtung verläuft. Entweder sind es persönliche Einzelfälle oder kurzlebige Moden, die eine Generation später in Vergessenheit geraten. Nicht so Übernahme westlicher Moden und Ideen durch fremde Völker, die oft dauerhaft sind und zum Bestandteil ihrer modernen Kultur werden. Daher ist es irrationale Hysterie, wenn abendländische Menschen für das gescholten werden, was andere Ethnien mit ihnen in viel größerem Stile tun.

Nun dürfte es ohnehin kaum eine vernünftige Begründung geben, weshalb kulturelle Übernahmen schlecht sein sollten, sofern sie eine Verbesserung darstellen und nicht eigene Überlieferung verdrängen. Daher ist die ganze Aufregung eine typische irrationale politische Hysterie, wie sie mit der ersten feministischen Welle aufkam, von ihr salonfähig gemacht und in der Gesellschaft verankert wurde. Seitdem erleben wir einen hysterischen Feuersturm der Irrationalität nach dem anderen. Schlecht ist eine solche Übernahme allerdings dann, wenn es sich um Raub oder Zerstörung der Gegenseite und einer gegenseitigen Ergänzung handelt. Das ist bei den Geschlechtern der Fall, nicht aber bei Übernahme zwischen Ethnien. Wenn Asiaten westliche Technik oder Moden einführen, wird dadurch abendländische Technik oder Mode nicht beeinträchtigt.

Ganz anders sieht es aus im geschlechtliche Bereich: Wenn etwas weiblich wird, kann es nicht mehr männlich sein. Im Gegensatz zur feministischen Ideologie ist aber das weibliche Geschlecht biologisch dominant, nicht das männliche, weshalb das männliche darum kämpfen muß, nicht überflüssig oder einseitig abhängig von weiblicher Wahl gemacht zu werden. Das männliche Geschlecht ist gefährdet, niemals das biologisch dominante weibliche. Feminismus hat genau das Gegenteil der nachweisbaren Wahrheit in unsere Hirne und Wahrnehmung gehämmert. Geschlechtliche Appropriation durch Frauen ist wesentlich verbreiteter, typischer und dauerhafter als ethnische, sie ist schädlicher, nimmt Männern ihre Aufgaben, eigenen Beiträge und Bereiche, ihre Würde und Gegengewichte, was solches Vorgehen zu einer schädlichen und egoistischen Sache macht. Doch genau daran stört sich niemand. Frauen dürfen das und sollen es sogar – das gilt nämlich als ‚Emanzipation’.

Dies sollte im Hinterkopf haben, wer das hysterische Getöne um kulturelle Appropriation vernimmt.

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Fußnoten

1 «But what is cultural appropriation? There is no agreed definition. Generally speaking, it’s the idea that a “dominant culture” wearing or using things from a “minority culture”—say, white American college kids in Brazilian bombachas or baggy trousers—is inherently disrespectful because the objects are taken out of their native context.» (https://www.economist.com/open-future/2018/05/15/when-respect-for-diversity-is-taken-to-crazy-extremes)

2 https://friseur-news.de/fachbereich/frisurengeschichte/frühes-mittelalter

3 http://www.friseur-experte.de/friseur-wissen/stil-und-frisurenkunde-des-mittelalters-romanik/