Keine vernünftige Feminismuskritik kommt durch

Seit 1968 kommt wird vernünftige Feminismuskritik bereits im Ansatz abgewürgt und unterdrückt, so daß meist keine Zensur mehr nötig wird. Das habe ich in Zensurkapiteln aller meiner Sachbücher dokumentiert.

Dazu gehört auch, daß es nur wenige kritische Stimmen gibt, die meist Einzelkämpfer sind. Wer einflußreich wird oder sich dafür hält, wird oftmals unsolidarisch. Wie in früherem Artikel beschrieben, wurde ich von dem ersten Magazin der ‚Szene’ stillheimlich rausgeworfen, nachdem dort einige Platzhirsche ihre Position verteidigte. Der eine hatte sich mit tatsachenwidriger Fehldeutung zum Thema Hypergamie produziert, Einspruch gegen seine Denkfehler einfach wegwitzeln, wegplaudern und mit persönlichen Angriffen (Er hat mich ‚Anne Wizorek’ genannt, eine völlig sinnfreie Beleidigung) abtun wollen. Kurz danach wurde ich rausgeworfen. Damals war die Flüchtlingswelle gerade am Hochkochen, und ein kleiner Gesinnungsdiktator kam dann mit schärferer Kritik an der Masseneinwanderung junger Männer in kriegstauglichem Alter nicht klar, warf mich einfach raus und löschte meinen englischen Blog.

Ähnlich ging es mir mancherorts: sobald alternative Medien bekannter und kommerzieller wurden, warfen sie mich raus. Das Verhalten, über das alternative Medien bei den Etablierten klagen, zeigen mir gegenüber viele selbst.

Auch sonst geschahen seltsame Dinge. Auf Twitter teilten einige fleißig alle Artikel und Beiträge zum Thema, von Danisch wie von anderen, nur meine grundsätzlich nie, und gaben auch keine Antwort auf Rückfragen dazu. Auf Gab.ai darf ich einem dieser Leute nicht folgen, was schon sehr ungewöhnlich ist auf Gab. Auch wenn es um die Bücher geht, merke ich, daß ein großer Teil der Szene geflissentlich ignoriert und bremst.

Vor Jahren hieß es, englische Zitate würden stören, da manche kaum Englisch verstünden. Seitdem übersetze ich grundsätzlich. Doch dann wurden andere Gründe vorgeschoben, nicht zu rezensieren. Sie wollen nicht. Solide und grundsätzliche Feminismuskritik ist unerwünscht. Um so peinlicher ist, daß dieselben Kräfte tägliches Geschwätz hochjubeln, teilen und anerkennend loben, vermutlich auch solche Bücher kaufen, bei dem außer wilder Polemik, persönlich abwertenden und ausfälligen Bezeichnungen wenig solides drin steht. Meist werden persönliche Assoziationen eben mal so schnell getippt und veröffentlicht, ohne sich die Mühe zu machen, das im einzelnen nachzuprüfen und darüber nachzudenken.

Daraus entstehen dann absurde Positionen, wie die Geisteswissenschaften insgesamt anzugreifen, was in der Sache abträglich ist. Feministische Verziehung, Schule und Medien müssen Zeitgenossen matschig im Hirn gemacht haben, weil viele polemisches Assoziieren ganz toll finden, solide Argumente aber genervt ignorieren, weil geordnetes Nachdenken mühsam ist, besonders wenn es jenseits ihres Überzeugungssystems führt.

«Über den Marktwert von Geisteswissenschaftlern und ihren Abschlüssen
Hadmut 14.3.2018 22:02
Wären deren Fakultäten seriöse Firmen, hätten sie längst den Geschäftsbetrieb eingestellt oder Insolvenz angemeldet.»1 (Danisch, 14.3.2018)

Die Herablassung des Informatikers Danisch gegenüber Geisteswissenschaften im allgemeinen ist peinlich und überheblich. Geisteswissenschaftler gibt es seit über 2000 Jahren; schon die Hellenen (Altgriechen) und Römer hatten Historiker. Das erinnert an überschäumende Rechte der 1920er, die wegen der Notlage ihres Landes überreagierten und mit pauschalen Angriffen unnötig Teile der Bevölkerung anfeindeten, was dann eine verhängnisvolle Eigendynamik entwickelte.

«Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Weniger als zehn Prozent der Sozialwissenschaftler arbeiten in ihrem Fachgebiet im engeren Sinne.
Da muß man sich dann mal die Frage stellen, ob das überhaupt ein Studium, das Erlernen von Fähigkeiten ist.» (Danisch, 14.3.2018, a.a.O.)

Das neue Fachgebiet des Bloggers Danisch kann mit einem Wort bezeichnet werden: Motzen. Er motzt, zieht über ganze Gruppen her. Er assoziiert ohne geistige Selbstkontrolle daher. Das entspricht nicht MINT-Standard. Denn in den wirklichen Naturwissenschaften lernt man, gründlich nachzudenken, jeden Gedanken zu prüfen, alle Voraussetzungen zu untersuchen, um dann logische Schlüsse zu ziehen. Nichts dergleichen bei heutigen Journalisten, aber auch nicht bei alternativen Bloggern mit Hang zu Verschwörungstheorien. Da frage ich mal polemisch: Was für einen Sinn soll das Studium der Informatik gehabt haben, wenn Blogger Danisch Denkfehler und unbewiesene persönliche Rundumschläge anhäuft?

Könnte jemand mal Herrn Danisch flüstern, daß es eine Reihe MINT-Fächer gibt, bei denen weniger als zehn Prozent in ihrem Fachgebiet arbeiten? Nenne er mir Mathematiker, die in der reinen Mathematik arbeiten. Außerhalb der Universitäten, wo nur sehr wenige Professoren gebraucht werden, und relativ wenigen Forschungsinstituten, gibt es fast keinen einzigen Arbeitsplatz. Die einzigen, die in der Wirtschaft nachgefragt werden, sind Statistiker; Statistik ist ein Anwendungsfach, das mit dem Rest der Mathematik wenig zu tun hat. Trotzdem wurden reine Mathematiker gern genommen, weil sie ihre Fähigkeiten entwickelt und bewiesen haben. Bevor Informatik als neues Fach entstand, nahm man fast selbstverständlich Mathematiker zum Programmieren, weil man davon ausgehen konnte, daß sie dieses ganz schnell lernen und gut darin sein werden. Nicht viel anders dürfte es bei theoretischer Physik oder Geophysik sein.

Mathematik gilt als schwierigstes Fach, abstrakter und anspruchsvoller als Informatik, als Mutter der Wissenschaften, und daher auch als Schule des Geistes. Doch inhaltlich anwenden werden es nach dem Studium nur sehr wenige. Offensichtlich folgt aus dem Umstand, daß über 90 Prozent später in Bereichen arbeiten, wo sie ihr Studienfach nicht anwenden, keineswegs, das Studium sei wertlos oder lehre keine Fähigkeiten. Fehlschluß. Das kommt davon, wenn man jeden Tag einfach nur rummotzt und sich dabei schludriges Denken angewöhnt: Ein Grundproblem der feministischen Ära.

«Der zentrale Kern meines Grolls gegen diese Meschpoke ist, daß die mit Wissenschaft nichts zu tun haben, völlig anspruchslos sind, frei erfundenem ‚philosophischem’ Phantasiegegacker hinterherrennen und schon an grundlegender Methodik scheitern, etwa Koinzidenz, Korrelation und Kausalität nicht auseinanderhalten können, schlimmer noch, es nicht auseinanderhalten wollen.»2 (Danisch, 11.3.2018)

Wer sich mit solch hohen Ansprüchen an Methodik und die Unterscheidung von Koinzidenz, Korrelation und Kausalität brüstet, darf sich keine Denkfehler leisten wie den Rundumschlag gegen Geisteswissenschaftler mit den falschen Behauptungen, in MINT-Fächern gelernte Inhalte würden im Beruf angewendet, und dies seit der entscheidende Vorteil. Gegenbeispiel: reine Mathematik. Behauptung widerlegt, Aussage von Danisch falsch. Beweisen oder Falsifizieren üben Mathematiker täglich. Vor allem ist dies kein Einzelfall; solche gedanklichen Unschärfen ergeben sich beim polemischen Assoziieren in seinem Blog immer wieder.

Das richtige Argument würde exaktes Denken, das gedanklich oder experimentell überprüft wird, als Vorteil der MINT-Fächer gegenüber manchen Geisteswissenschaften nennen.

Freies Assoziieren ist voller Gefahren: Die eine Gefahr ist, in Zukunft peinliche Behauptungen aufzustellen, die sich als unhaltbar erweisen, die andere, Verschwörungstheorien zu entwickeln, die sich ebenfalls als falsch herausstellen. Daher ist es kein gutes Vorgehen, eine assoziative Vermutung nach der anderen zu äußern, statt sich alles in Ruhe tief zu durchdenken, bevor etwas behauptet wird. Bei vielen Vermutungen geht es sonst vorhersehbar öfter auch schief.

Ein Künstler wie James Joyce mag aus einem Bewußtseinsstrom heraus schreiben (Ulysses); doch wer Sachargumente liefern will, muß mehr leisten.

Eigentlich merkt Danisch selbst, daß er aus Gefühlen heraus schreibt, die ihn täuschen können. Übrigens ist solche Subjektivität von feministischen Wellen in der Gesellschaft verbreitet worden, das nur mal am Rande.

«Hadmut 24.2.2018 13:59
Ich habe gerade unerwartet das erstaunliche Gefühl, alles verstanden zu haben. Alles.
Das Gefühl ist schrecklich.
[Trigger Warning: Harte Kost, nur für rein rational orientierte Menschen, nichts für empfindsame Gemüter.]
Ja, ich habe gerade das Gefühl, alles verstanden zu haben. Naja, nicht wirklich alles, nicht das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

Aber das 20. Jahrhundert. Oder etwas genauer gesagt, die letzten 100 Jahre bis heute. Die Linken. Und die Rechten. Die Presse. ARD und ZDF. Die Tagesthemen und das heute journal. Die Political Correctness und den AStA. Heiko Maas und das Familienministerium. Soziologen und Genderstudies. Das Bundesverfassungsgericht, Susanne Baer und die Ablehnung meiner Verfassungsbeschwerde. Die Zerstörung der Schulen und der Unis. Und der ganze Rest. So im Ganzen. Am Stück.

Vielleicht trügt mich das Gefühl. Wahrscheinlich sogar.

Und ich weiß auch nicht, wie lange das Gefühl anhalten wird. Deshalb möchte ich diesen Blogartikel schreiben, solange das Gefühl anhält.»3 (Danisch, 24.2.2018, Das verbotene Buch)

Hadmut Danisch, hochseriös, kein bißchen subjektiv und völlig ernst zu nehmen, läßt sich nicht von Gefühlen hinreißen, hat alles klar durchdacht und mit Verschwörungstheorien nichts am Hut. Ironie aus.

Das Gefühl, „alles verstanden zu haben”, ist Überheblichkeit, eine Empfindung wie auf Psychedelika. Ihm ist selbst klar, daß dies nicht ganz stimmen dürfte: „Und ich weiß auch nicht, wie lange das Gefühl anhalten wird.” Gefühl statt Ratio war bislang Feministinnen vorbehalten. Nun ist es bei jenen angekommen, die Feminismus eigentlich kritisieren wollen. Solch ein suggestiver Rausch ist gefährlich – heraus kam die falsche Rückführung von Feminismus und Faschismus auf Kommunismus. Nein, Feministinnen haben ihre Ideologie unabhängig, in feministischen Begriffen „in der autonomen Frauenbewegung” entwickelt. Das ist historisch nachweisbar. Danisch ist noch nicht lange genug dabei, das zu wissen. Es ist allerdings peinlich, wenn Leute mit sichtbaren Wissenslücken sich einbilden, alles zu wissen. Sokrates sagte bescheiden: „Ich weiß, daß ich nicht weiß.” Eine andere Weisheit ist: „Si tacuisses, philosophus mansisses.” – „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben.” Auch beim Argumentieren ist oft weniger mehr.

Mehr Sachlichkeit und Bescheidenheit wäre hilfreich. Doch das wollen Leser von heute offenbar gar nicht. Sie bejubeln Charismatiker, nicht Denker.

«Nee. Wir, die MINT-ler, wir haben Inhalte. Deshalb ist das bei uns so, daß wir nach dem Studium mehr können als vorher, nämlich ungefähr diese Inhalte, und deshalb sind wir dann keine Generalisten, sondern machen das, was wir gelernt haben.»4 (Danisch, 14.3.2018)

Soso. Also der Mathematiker, der in der Wirtschaft arbeitet, täte das wegen ‚Inhalten’, unterstellt Danisch in einer Polemik, die wohl schneller hingehauen wurde als er denken kann. Das ist wieder eine klar falsche Behauptung. Nicht Inhalte, sondern Methoden und Schulung seines Geistes sind, was Personalleute interessiert. Mir haben Leute beim Bewerben erzählt, für mathematische Fragen hätten sie Spezialisten an der Uni, das interessiere sie nicht. Die wollten weder Inhalte noch Fachkenntnisse, sondern nur den Nachweis der Leistungsfähigkeit und geistigen Schulung, sozusagen ein Siegel der Professoren: „Ja, der kann’s” – egal worum es in der Firma gerade geht. Auch Mathematiker werden gern als Generalisten eingesetzt, weil sie Denken und Konzepte entwickeln gelernt haben, ebenso freilich im technischen Bereich, um sich in Spezialgebiete einzuarbeiten. Ob die Inhalte nun Zahlentheorie, Topologie, Funktionentheorie oder sonst ein nur an Akademien gebrauchter Zweig waren, scherte keine Bohne; was in jenen Gebieten gelernt wurde, kam beruflich nicht zur Anwendung.

Polemik und Verstand sind verschiedene Dinge. Seit der verbalen Karate, mit der die feministische ‚Sisterhood’ in den 1960er und 1970er Jahren siegte, ist Polemik das Maß der Dinge. Sogar Kritik an dieser ‚Sisterhood’ wird nur dann gelesen, wenn sie polemisch genug ist – und zugleich gemeinsame Ansichten bestätigt. Was keine Ansichten ausdrückt, die durchschnittliche Leser insgeheim bereits haben, bleibt chancenlos. Soviel zum allgemeinen Stand der Verdummung.

«Jetzt mal ganz seriös und im Ernst: Heißt das nicht, daß es unverantwortlich ist, Leuten ein Germanistik-Studium anzudrehen?» (Danisch, 14.3.2018)

Danischs Vorurteile gegen Soziologen habe ich in einem früheren Artikel untersucht. Einfach grob auf alle einzuprügeln, Freund wie Feind, um Genderisten zu treffen, ist saudumm. Stichwort: Als ein Gründer der Soziologie gilt Émile Durkheim; auf ihn habe ich mich gerade gegen Gender, Feminismus und den Irrglauben berufen können, Rollen (Arbeitsteilung) der Geschlechter seien unwichtig oder nicht menschlich universell. Laut Durkheim waren sie sogar grundlegend für menschliche Gesellschaft.

Wer so auf weite Berufsfelder einprügelt, handelt wie jemand, der aus Zorn über Ungerechtigkeit Verschwörungstheorien erfindet, und dann gleich noch auf viele Unschuldige eindrischt, die er für vermeintliche Hintermänner hält, seiner Sache so immer mehr Feinde schafft. Wer kollektiv Geisteswissenschaften herabwertet, schafft seiner Sache unnötig viele Feinde. So eine Position wird verlieren oder untergehen – weil sie sich viele unnötige Feinde gemacht hat.

«Immer mehr Leute müssen wir durchfüttern, die nicht einzahlen: Quotenfrauen, Gleichstellungstanten, Migranten, Geisteswissenschaftler, Bullshitjobber, öffentlicher Frauenförderdienst. Und die dann bedingungsloses Grundeinkommen haben wollen.» (Danisch, 14.3.2018)

Das ist richtig, eine wichtige Erkenntnis. Nur schadet es, statt die Verursacher anzugreifen, große Bevölkerungsteile wie Geisteswissenschaftlern unnötig zu Feinden zu machen. Hier sind untypisch wenige ausfällige Begriffe enthalten wie ‚Bullshitjobber’; dafür macht er persönliche ad hominem Angriffe, die gar nicht nötig sind, weil es so viele gute Argumente gibt.

«Also auf mich wirkt Bär in ihrer primitiven Sichtweise nicht wie „knapp unter 40”, sondern wie eine Chimäre aus kleinem Mädchen und Vorkriegsurgroßmutter.»5 (Danisch, 11.3.2018)

Den wirklichen Hammer, der ein gutes Argument ergäbe, hatte Danisch unkommentiert gelassen, nämlich:

«„Auf Twitter sind ohnehin nur Politiker, Journalisten und Psychopathen unterwegs. Eigentlich müßte ich jetzt meinen Twitter-Account löschen.”» (Dorothee Bär, a.a.O.)

Das Gegenteil solider Arbeit ist, gute Kritik zu vergessen, stattdessen der Sache mit persönlichen Angriffen ohne sachlichem Argument zu schaden. Das abfällig gemeinte ‚Vorkriegsurgroßmutter’ setzt jene, noch nicht so entwurzelten Mütter früherer Zeiten, unnötig herab. Auch das ist ein billiger polemischer Effekt, der die Falschen trifft und unnötig vor den Kopf stößt. Doch genau dieser Stil scheint Mode zu sein, Leser anzuziehen, ist zum Kennzeichen feministischer Ära geworden. Seit Jahrzehnten werden wir von feministischem Gerede zugeschüttet; nun wollen die Leute sogar bei Kritik die gleiche Stillosigkeit.

«Diese Frauenförder- und Akademisierungskampagne verursacht nicht nur enormen volkswirtschaftlichen Schaden, sondern produziert massenweise gescheiterte Existenzwracks.» (Danisch, 14.3.2018)

Gute Idee. Nur schadet es, gleichzeitig auf Geisteswissenschaftlen im allgemeinen einzudreschen. Auch schadet es guten Ideen, wenn sie mit falscher oder persönlicher Polemik verrührt werden.

«Ist feministischer Männerhaß (böser weißer Mann) eine Fehl- und Überfunktion einer nach abgestorbenem Hippocampus alleinherrschenden Amygdala?»6 (Danisch 15.3.2018)

Fachfremd herumzuspekulieren ist gefährlich. Wer überfachlich aktiv wird, muß aufpassen. Körperliche Ursache für geistige oder politische Strömungen zu suchen ist ein gefährliches Terrain. Man kann sich damit schnell lächerlich machen. Ich frage Sie Herr Danisch, falls Sie sich je bequemen sollten, in meinem Blog zu lesen, sagt Ihnen der Name Möbius etwas? Der hat nämlich vor 120 Jahren ähnlich unvorsichtig mit körperlichen Ursachen spekuliert wie Sie es heute tun. Damit hat er sich unsterblich blamiert, obwohl er in manchen Argumenten recht hatte. Doch der Unterschied zwischen recht behalten oder sich blamieren liegt genau in der nötigen Vorsicht, die kluge Geister haben. Denn bei den vielen körperlichen Ursachen im Hirn, die Sie schon für politische Erscheinungen verantwortlich machen wollten, ist es fast unvermeidlich, daß sich einige Ihrer Ideen als falsch herausstellen – oder viele, weil die Reduktion geistiger auf körperliche Prozesse so kompliziert wäre, daß es unsere Fähigkeiten überstiege.

Die Störungen unserer Gesellschaft hängen mit dem Zerbrechen unserer Kultur zusammen; sie sind geistiger und sozialer Natur. Menschliche Universalien wie die Ergänzung der Geschlechter wurden abgewickelt, wodurch unsere geschlechtliche Identität und die Bezüge zwischen Menschen erschüttert wurden. Das ist – im Gegensatz zu Ihren biologistischen Vermutungen – nachweisbar, sogar in Schriften und Lebensläufen von Feministinnen. Letztlich sagen diese selbst ähnliches, wenn wir ideologische Deutung abziehen und den nüchternen Kern betrachten. Der Zusammenhang von Störung der Rollenergänzung und feministischen Ideen läßt sich mindestens bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen (Wollstonecraft). Auch das ist keine wilde Assoziation, sondern von einer Fülle feministischer Literatur bestätigt.

Es gibt auch Stimmen, die Umweltschäden mitverantwortlich machen. Die Betonung liegt auf ‚mit’. Es wäre unzulässiger Biologismus und hochgradig inseriös, wie Danisch es täte, Feminismus als eine Umweltgiftschädigung hinzustellen. Es ist bekannt, daß unsere Umwelt viele Chemiekalien enthalten sind, die weiblichen Geschlechtshormonen, den Östrogenen, ähneln. Dazu gehören Weichmacher. Soja, aber auch Bier sollen solche Stoffe in Spuren enthalten, was bei starken Trinkern langfristig den sprichwörtlichen ‚Bierbauch’ verursache. Ebenso entstehen durch beruflichen Streß vermännlichende Hormone in Frauen. Wissenschaftlich gesichert und plausibel ist, daß eine Störung des Hormonhaushalts die Geschlechtsentwicklung im Mutterleib stören kann. Dabei werden Söhne von Östrogenen geschädigt und verweiblicht, Töchter dagegen von Testosteron oder ähnlichen Substanzen geschädigt und vermännlicht.

Die Ursache ist erklärlich: Die Entwicklung des Geschlechts wird durch Hormone gesteuert. Geringe Mengen weiblicher Geschlechtshormone oder ihnen ähnlicher Stoffe sind für Frauen harmlos, denn sie fallen bei ihnen kaum ins Gewicht. Bei Jungen und Männern jedoch kann eine geringe Menge sehr viel eher stören, weil diese Hormone nicht oder nur in geringen Spuren vorhanden sein sollten. Umgekehrt verhält es sich bei Mädchen und Frauen, die viel stärker von männlichen Hormonen beeinträchtigt werden, die sie etwa bei beruflichem Streß vermehrt bilden. Somit gibt es eine Hormonbelastung, die Töchter vermännlichen und Jungen verweiblichen kann. Dies mag zwar die Probleme der Gesellschaft verstärken, ist jedoch nicht Hauptursache. Feministische Wellen begannen lange, bevor unsere Umwelt solche Stoffe enthielt. Außerdem wird der Mensch stark durch sein Bewußtsein geleitet: zunächst ist das eine Frage des Bewußtseins und der Kultur. Schädigende chemische Einflüsse fördern vielleicht Probleme, sind aber höchstwahrscheinlich weder Auslöser noch Hauptursache gesellschaftlicher Probleme. Wer in dieser Richtung unvorsichtig spekuliert, liefert Verschwörungstheorien.

«Denkt mal daran, was ich vor drei Tagen geschrieben habe: Social Justice als psychische Erkrankung begreifen. Die Leute sind immer aggressiver, nicht mehr zu inhaltlicher Auseinandersetzung fähig. Paßt das nicht exakt zu dieser Betrachtung, daß bei denen die Amygdala das Kommando übernommen hat und durchdreht, die sich in einem übersteigerten Tribalismus befinden?» (Danisch 15.3.2018, a.a.O.)

Es ist gut und richtig, SJW und Feminismus als psychische Erkrankung zu begreifen. Dafür biete ich seit Jahren solide Artikel an wie „Feminismus und Wahnsinn”, die kaum ein Mensch liest. Nun plaudert ein Blogger das als eine unbewiesene Behauptung unter Massen anderer ebenso unbegründeter Behauptungen daher, und erhält offenbar viel Lob und Leser für inseriöses Spekulieren. Nicht mit polemischem, subjektivem Assoziieren, sondern solider Recherche muß das bewiesen werden, was ich im Buch „Abrechnung mit dem Feminismus” unternehme.

Mit Fehlfunktion bestimmter Hirnbereiche zu argumentieren, ist gefährlich: Im Jahre 1900 hat ein Gelehrter, Paul Julius Möbius, mit einigen polemischen Begriffen ungeschickt spekuliert. Vielleicht stammt der heute peinliche Buchtitel vom Verlag, doch dieser alleine beschämt heute. Der Herr Möbius hat durchaus einige gute Gedanken gehabt, die nach dem Absatz zitiert werden, aber eben zwei Kardinalfehler begangen, die typisch für den Blog von Danisch sind: Erstens, auf körperliche Ursachen geistiger Erscheinungen zu spekulieren, ohne dafür Beweise zu haben. Damit hat Möbius sich selbst aufs Kreuz gelegt. Zweitens, polemisch zu formulieren, was später peinlich wurde. Mit mehr Vorsicht hätte er ein Philosoph sein können, der einige zutreffende Vorhersagen machte. So wurde Möbius für viele zur Peinlichkeit, an die man sich ungern erinnert. Prophet oder Peinlichkeit trennt zuweilen nur Haaresbreite. Unweise ist, wer mit oberflächlicher Polemik um sich schlägt, ohne solche oft haarfeinen Probleme zu beachten, erkennen und zu meiden.

«Ich habe auseinandergesetzt, daß, wenn die Wünsche der Feministen erfüllt werden, die Geburtenziffer soweit sinken müsse, daß der Stand oder das Volk sich nicht erhalten kann. …

Die eigentlichen Weiberfeinde sind die ‚Feministen’, die den Unterschied der Geschlechter aufheben möchten. Auch indem ich diese bekämpfe, streite ich nicht gegen die Weiber, denn, wenn diese den Verlockungen folgen und für das ‚neue Weib’ schwärmen, so fehlt ihnen eben die Umsicht, die Urtheilskraft, zu wissen, was sie thun;» (Paul Julius Möbius, 1900)

Heute ist zufällig bei Herrn Danisch die Amygdala dran, vor kurzem wollte er andere Ursachen im Hirn für Fehlfunktionen oder das Verhalten von Feministinnen gefunden haben. Diese Suche nach Ursachen im Hirn ist unrealistisch. Der Mensch wird von seinem Bewußtsein und Lernprozessen geprägt. In früher Kindheit lernt er die Sprache und Kultur seiner Umgebung. Das ist ein angeborenes Programm, wie heute allgemein anerkannt wird. Ursprünglich stammte diese Idee von Chomsky. Wie mächtig solche Einflüsse sind, zeigt ein Vergleich von Menschen in isolierten Stämmen der Wüste, des Regenwaldes, verschiedener Kulturen und Epochen. Mit biologischen Ursachen zu hantieren ist da eher abwegig, auch wenn sich über lange Zeiträume die Erbanlagen der Menschen an ihre Umgebung anzupassen beginnen. Daraus folgt aber keineswegs, daß Menschen beliebig programmierbar wären, wie heutige Ideologen behaupten. Denn Kultur ist wie Sprache eine rational erklärbare Struktur, die freilich unbewußt im Säuglingsalter erlernt wird. Es gibt erstaunliche Gemeinsamkeiten über alle Zeiten und Kulturen hinweg: menschliche Universalien. Mit diesen argumentiere ich. Das ist solide Arbeit. Freies Assoziieren ist es nicht.

Spekulationen körperlicher Ursachen für geistige Prozesse sind ziemlich hoffnungslos. Bei der Vielzahl von Gehirnzellen und Verbindungen je Hirnzelle wäre eine Simulation des Menschen zu komplex, um selbst mit modernster Technik subtile Dinge wie persönliches Erleben und Geschlechtereigenschaften zu simulieren und berechnen.

Schwelgen in Assoziationen bringt nichts brauchbares zustande. Lieber lese ich gleich die Artikel, die Danisch verlinkt. Ihm scheint ja eine Schar helfender Leser oft Funde zu schicken – was mir fast nie passiert, obwohl ich seit den 1980ern als Aktivist und Feminismuskritiker Erfahrungen und Wissen sammle, dabei um solide Begründung bemüht bin.

Doch in dieser Welt zählen nicht gute solide Argumente, sondern Klickzahlen, Leser. Wer plaudert, aber viel gelesen wird, ist einflußreiche Person. Wer solide Inhalte bietet, aber nicht gelesen wird, ist ein Nichts.

«Ich habe mal beschrieben (unter anderem von einer Piratinnenkonferenz), daß die sich wie bei Scientology gegenseitig auditieren und prüfen und jede immer wieder darlegen, erzählen, bekennen muß, von bösen Männern unterdrückt und mißbraucht worden zu sein. Bei #Aufschrei und #MeToo das gleiche, nur über Twitter. Geht es bei diesen Psychomethoden darum, das Trauma aufrechtzuerhalten und zu verstärken (Hausfrauentipp: Fettflecken werden wieder wie neu, wenn man sie von Zeit zu Zeit mit etwas Butter bestreicht.), sprich: Sich gegenseitig auf Amygdala und gegen Hippocampus zu trainieren?» (Danisch 15.3.2018, a.a.O.)

Die ersten anderthalb Sätze sind wieder richtig. Solche Methoden dokumentieren Aktivisten, darunter ich, seit den 1970er Jahren. In der ersten Welle wird es bereits ähnlich gewesen sein, da ähnlich sektenhaft vorgegangen wurde. Das alles ist schön und gut, bis haarsträubend körperliche Erklärungen ins Spiel kommen, wie „ Amygdala und gegen Hippocampus”. Selbst wenn jene Bereiche betroffen sind, sind sie keine taugliche Erklärung für geistige Denkfehler und schiefe Wahrnehmung der Geschlechterverhältnisse, die ich evolutionär in meinen Büchern erkläre, nach Prinzipien, die beim Evolutionsforscher Steve Moxon nachlesbar sind. Das ist solide, wissenschaftlich belegbar. Doch solche Spekulationen führen in die Irre, sind Spinnerei.

«Wie gesagt: Es geht zurück auf die Frankfurter Schule und alle Deppen, die ihnen nachlaufen, die einen neuen Marxismus versuchte, die den Klassenkampf und die Revolution haben wollte, und weil es mit Kapitalismus und Proletariat nicht funktioniert hat, dann mit Frauen, LBQT@?# und eben Rassen versuchen wollten.»7 (Danisch 13.3.2018)

Falsch. Danisch plaudert jeden Tag, was ihm gerade an Assoziationen einfällt, ohne Beweise oder gründliches Durchdenken, und eine Meute oberflächlicher Zeitgenossen findet es toll, weil wilde Polemiken ihre Gefühlslage treffen. Das ist ziemlich feministische Methode, nämlich genauso emotional und unbegründet.

Feminismus ist, wie in meinen Büchern dokumentiert, eine bereits im 19. Jahrhundert oder früher auftauchende neuartige Irrationalität, die anfangs von Liberalen (bei den Angelsachsen Linke) bis Konservativen abgelehnt wurde. Feministische Hysterie entstammt nicht dem Kommunismus, sondern feministischen Schwestern und ihren Schriften. Sie arbeiteten ‚autonom’ auf Konfrontationskurs mit den Gesellschaften ihrer Epoche. Viele wissen das nicht. Das ist nicht schlimm. Abträglich wird es jedoch, wenn unwissend spekuliert und falsches behauptet wird, aber das ist wohl heute üblich und das, was viele Zeitgenossen schätzen.

Danischs Argument ist falsch, eine Simplifizierung, die Kommunismus, Faschismus und Feminismus zu ein und der selben Sache verrührt und den Ursprung im Kommunismus wittert. Nun gibt es sicher gute Argumente für Gemeinsamkeiten aller drei genannter Ideologien, auf die ich in Schriften schon in den 1990er Jahren hingewiesen habe. Damals schrieb ich: Kommunismus ist Klassenkampf, Faschismus ist Rassenkampf und Feminismus ist Geschlechterkampf.

Wie ich in Bücher nachgewiesen habe, entstammt heute verbreitete Irrationalität und Hysterie den feministischen Wellen; schon die erste Welle lieferte im 19. Jahrhundert starke Beiträge, bevor es einen Faschismus gab, und bevor kommunistische Diktaturen entstanden, die einen Unterdrückungsapparat aufbauten. Feminismus war in allen Wellen ‚autonom’; die zweite Welle sprach nicht ohne Grund von ‚autonomer Frauenbewegung’. Spätere Wellen vertieften das. Faschismus und Kommunismus haben solche Methoden erst später aufgegriffen; sie entstammten historisch der feministischen Schwesternschaft. Danischs spontanes Assoziieren und polemisieren führt mit falschen Analogien zu falschen Schlüssen. Zu behaupten, Feminismus sei von anderen Kräften gesteuert, ist eine Verschwörungstheorie, die den Boden vernünftigen und realitätsbezogenen Denkens verläßt. Dabei ist es gleichgültig, ob jemand wie Danisch derzeit alles auf den Kommunismus zurückführt, oder andere alles mit einem fragwürdigen Zitat erklären wollen, das Nicholas Rockefeller zugeschrieben wird, und immer mal wieder umgeht. Vielleicht ist das Zitat falsch; unabhängig davon entstanden feministische Wellen früher und arbeiteten unter krassem Männerausschluß ‚autonom’; deshalb ist es unsinnig, sie ausgerechnet als von Männern gesteuert anzunehmen. Selbst wenn es einen Nicholas Rockefeller gäbe, der so etwas gesagt hätte, wäre das eine Überschätzung seiner Möglichkeiten.

Es läßt sich nur sagen, daß es in allen Zeiten männliche Gönner gab, die autonome streitbare Schwestern gewähren ließen und mit kleinen Beträgen unterstützten. Vor dem ersten Weltkrieg besagte eine Quelle, daß es einen Skandal gäbe, wenn die Liste der Spender für die Suffragetten veröffentlicht würde, weil hochrangige Persönlichkeiten enthalten waren. Das spricht für die übliche Frauenbevorzugung, die männliche Kavaliershaltung, die wir in allen Zeiten beobachten können. Mit einer Steuerung durch andere Bewegungen hat das rein gar nichts zu tun. Begonnen und getrieben wurden feministische Wellen immer von sich autonom abschottenden Gruppen. Man kann sie fördern und stärken, aber nicht steuern.

«Das Fischblatt DIE ZEIT hat wohl Auflagennot und bewirft mich nicht nur alle vier Wochen mit Einladungen, ich könnte doch mal vier Wochen die ZEIT kostenlos beziehen (bis zum nächsten Angebot), sondern sie machen das jetzt auch Online. Man kann jetzt Artikel der Printausgabe, die Online eigentlich kosten sollten, auch kostenlos lesen – aber nur, wenn man gleich vier Wochen am Stück kostenlos nimmt. Stellt Euch vor, ihr kommt in den Supermarkt, und die sagen Euch, Ihr könnte Euch heute kostenlos bedienen, aber nur, wenn Ihr Euch auch die nächsten vier Wochen lang kostenlos bei ihnen bedient. Ökonomisch betrachtet heißt das, daß wir nach Negativzinsen und negativen Strompreisen auch negative Preise für Journalismus haben, dessen Wert unter Null gefallen ist.»8 (Danisch 11.3.2018)

Falsch. Die Absicht dürfte sein, Leute in ein Abonnement zu locken, indem sie rechtzeitig zu kündigen vergessen und dann was kostenpflichtiges am Hals haben. Solche Angebote erhalte ich in der Fußgängerzone von Städten seit Jahrzehnten. Es ist einfach eine übliche Werbemethode, Abonnenten zu gewinnen, die auch im Internet in den verschiedensten Bereichen gebräuchlich ist, nicht nur bei Medien. Das polemische Assoziieren Danischs greift allzu oft daneben.

Fußnoten

1 http://www.danisch.de/blog/2018/03/14/ueber-den-marktwert-von-geisteswissenschaftlern-und-ihren-abschluessen/

2 http://www.danisch.de/blog/2018/03/11/emotionen-suchtverhalten-und-triebe/

3 http://www.danisch.de/blog/2018/02/24/das-verbotene-buch/

4 http://www.danisch.de/blog/2018/03/14/ueber-den-marktwert-von-geisteswissenschaftlern-und-ihren-abschluessen/

5 http://www.danisch.de/blog/2018/03/11/emotionen-suchtverhalten-und-triebe/

6 http://www.danisch.de/blog/2018/03/15/die-amygdala-der-hummer-und-das-weibliche-schlechthin/

7 http://www.danisch.de/blog/2018/03/13/in-integralrechnung-verrechnet-vorzeichenfehler/#more-22606

8 http://www.danisch.de/blog/2018/03/11/emotionen-suchtverhalten-und-triebe/