Gesinnungsurteil

Typische Methode der Epoche ist es, nicht systemkonforme Sichten zu ignorieren, durch Verschweigen ins Vergessen zu drängen. Gelingt dies nicht, tritt die nächste Stufe in Kraft: das Gesinnungsurteil. Es werden weder Fakten noch Argumente berichtet, oder auch nur zur Kenntnis genommen, sondern Kritiker mitsamt ihren Argumenten als „moralisch untragbar” hingestellt. Das geht weit über den klassischen Logikfehler „ad hominem”, wie er auf lateinisch im alten Rom genannt wurde, hinaus. Bei diesem klassischen Denkfehler wurde gegen den Boten gewettert, um die Botschaft zu diskreditieren.

Üblich geworden ist es, Zitate zu erfinden, oder aus dem Zusammenhang zu reißen, ihren Sinn völlig zu verdrehen, etwas hineinzudeuten, das weder gesagt noch gemeint wurde, Kritikern etwas zu unterstellen, das ihrer eigenen Gesinnung heftig widerspricht und so einen „Alarm” auslöst. Dieser „Alarm” überträgt sich emotional, und unterschwellig automatisch auf alle Leser und Hörer, die wenigstens teilweise von der eigenen Gesinnung geprägt sind. Es spielt dann keine Rolle mehr, was tatsächlich gesagt, geschrieben, gemeint und ausgesagt wurde. Ausreichend zur Verdammung ist die geteilte Gesinnung, die empört jeden verurteilt, der es wagt, ihrer Gesinnung – und sei es in einer sinnverdrehenden Unterstellung – nicht zu entsprechen.

Dies passierte regelmäßig mit fast allen namhaften Oppositionellen. Wenn sie nur kritisch genug waren, sich nicht mehr in Gesinnungszwänge einer kulturrevolutionären Zeit einfügen zu lassen, konnten sie damit rechnen, mit dieser unfairen Methode publizistisch kaltgestellt zu werden. Traf es jemanden nicht, mußte er davon ausgehen, nicht kritisch und unbequem genug oder zu unbedeutend zu sein. Wer verschont blieb, hatte Grund, an seiner Qualität zu zweifeln. Dabei dürfen die Vertreter der doktrinären Gesinnung selbst sehr viel krassere und ungeheuerlichere Dinge sagen und tun, ohne daß die Medien reagieren; ihr eigenes Handeln geht unbeachtet unter, wird übersehen.

Esther Vilar wurde noch von vier Feministinnen, aufgestachelt von Alice Schwarzer in einer berüchtigten Fernsehdebatte, die bereits teilweise nach obigem Muster verlief, auf der Damentoilette zusammengeschlagen, mit ihrem damals kleinen Sohn mit Mord bedroht, und so in Emigration gezwungen.

«Meinungsfreiheit – Ekelhafte Wirklichkeit
… Die Berliner Autorin K. Rutschky, eine der geladenen Referentinnen, wurde beim Betreten des Saales von Demonstranten in eine Ecke gedrängt und beschimpft, getreten, gewürgt. „Deine Theorien sind Tätergedanken”, schrie eine prügelwütige Frau. „Für das, was du sagst, gehört dir die Fresse poliert!” Rutschky bekam Todesangst und fing an, um Hilfe zu schreien, konnte sich schließlich losreißen und in Sicherheit bringen.» (Spiegel 5/1994, S. 114)

«Seit Rutschky zwei Jahre zuvor in einem Buch … wurde sie mit bitterbösen Briefen bis zu Morddrohungen attackiert.» (Felix Stern, Penthesileas Töchter, S. 36)

Später wurde diese Methode routinierter; da sich nicht jeder Andersdenkende zusammenschlagen oder in Emigration treiben läßt, verfeinerten die HetzerInnen ihre Methode und gingen dazu über, Andersdenkenden „böse” Inhalte zu unterstellen, Zitate zu verdrehen, um mit ihren Verdrehungen eine mediale Treib- oder Hexenjagd zu beginnen, die Beruf, Karriere, Ansehen und Glaubwürdigkeit Oppositioneller erschüttert. Dies wird so lange betrieben, bis niemand mehr glaubt, was die verfemten Oppositionellen sagen, nicht einmal mehr hinhört, weil das ja angeblich so „böse”, „zurückgebliebene” „Bornierte” mit „unmöglichen Ansichten” seien, daß es Zeitverschwendung und unbequem sei, ihnen auch nur zuzuhören, oder sie gar zu lesen.

Das funktioniert ebenfalls nach der Methode geteilter Gesinnung: Die HetzerInnen können davon ausgehen, daß ihre Gesinnung wenigstens teilweise bereits von der Gesellschaft übernommen wurde, sie daher bereit sind, jede Person zur Unperson zu erklären, jede Tatsache und jegliches Argument ungelesen zu ignorieren, wenn nur versichert wird, Person oder Argument würden diese Gesinnung verletzen. Zugleich wird diese Gesinnung als Herrschaftsinstrument wütend verteidigt: Wehe, ein Teil der Bevölkerung will sich solcher Zwangsgesinnung entziehen. Dann wird wüst gehetzt, die ANTIFA als Schlägertruppe losgeschickt, wird gnadenlos diffamiert, denn mit dieser Methode des Gesinnungsurteils steht die Macht der ganzen Gesinnungsdiktatur auf dem Spiel.

Es traf Eva Herman, der ein Zitat verdreht wurde. Ein Zusammenhang mit Faschismus wurde künstlich hergestellt, weil sie unbequemes gesagt, sich sogar teilweise an der heiligen Kuh Feminismus und Emanzipation durch partielle Kritik „vergangen hatte”. Die mediale Schlammschlacht wurde lange aufrecht erhalten. Schließlich wurde deutlich, daß sie es nicht so gesagt und gemeint hatte, wie es dargestellt worden war, der Zusammenhang konstruiert wurde. Doch da war der Schaden schon eingetreten. Ihre Karriere beim öffentlichen Fernsehen war ebenso dahin wie ihr Ruf für breite Teile der Bevölkerung. Es geht auch nicht darum, zu spekulieren, ob Äußerungen bestimmten Typs in der BRD ratsam sind oder nicht – wobei es bereits vielsagend ist, wenn solche Äußerungen, die im Ausland problemfrei wären, bei uns sofortige Verdammung unter Verdrehung der Äußerung auslösen.

Thilo Sarrazin wurde aus Gesinnungsgründen sinnverdrehend angefeindet. Akif Pirinçci geschah ein gleiches. Die Methode „Zitat aus Zusammenhang reißen und sinnverdrehen” wurde zum x-ten Male vorhersagbar abgespult. Klage und Gegenklage. Boykott seiner Bücher, die Verweigerung, sie zu verkaufen waren einige der Folgen. Ein katholischer Geistlicher vermerkte, nicht einmal die bedauerliche Inquisition hätte alle Werke eines Verfassers in „geistiger Sippenhaft” verfolgt, sondern streng nur ein bestimmtes Werk aufgrund seines Inhalts. Von Akif Pirinçci wurden aber gleich alle Bücher, auch die „harmlosen” Tiergeschichten von früher, boykottiert. Man mag geschmacklich verschiedener Ansicht sein, doch verdient jede Person und jede Sicht innerhalb des freiheitlichen Raumes freies Gehör.

 

Seit einem Jahr wird wüst gegen Trump gewettert, so wie im Vorfeld der „politisch korrekte” und feministische Obama bejubelt und mit Vorschußlorbeeren bedacht worden war, darunter einem Friedensnobelpreis zum Amtsantritt. Danach hat er Bürgerkrieg nicht nur in Syrien geschürt und, so wurde berichtet, 200.000 Bomben werfen lassen. Das eine ist so irrational wie das andere. Vernünftig wäre, beide gleich und fair zu behandeln, ein Urteil erst nach den Taten zu fällen, nicht aber im voraus.

Doch genau darum geht es beim Gesinnungsurteil: Etwas im voraus zu beurteilen. Der eine ist ein göttlicher Bote des Guten, weil profeministisch, zufällig von halbwegs dunkler Hauttönung und politisch korrekter Gesinnung: Jubel, Ehrenpreise. Der andere wagt es, vom Gesinnungszwang abzuweichen: Haßausbrüche, massenweise Aufrufe zum Mord, alles im voraus.

Die Absicht beim Gesinnungsurteil ist, andere Menschen davon abzuhalten, ungenehme Tatsachen, Argumente, Sichten und Ideen überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Es geht darum, zu verhindern, daß die Welt der Fakten überhaupt in das eigene Ideologiegebäude eindringen kann, denn es wäre gefährdet oder zum Untergang verdammt. Es ist dies ein heißer Machtkampf der Gesinnungsdiktatoren, die ihre Ideologie aufrechterhalten, indem sie alles moralisch erledigen, was andere dazu bewegen könnte, abtrünnig zu werden. Das Gesinnungsurteil ist eine moralisch Vernichtung Andersdenkender, aus politischem Machtkalkül, und um der emotionalen Befriedigung willen, selbst „gut” zu sein, weil Andersdenkende „schlecht” sind. Daher muß diese Dichotomie unter allen Umständen aufrechterhalten werden: Wir „progressiv”, „gut”, „moralisch”, „voller Mitgefühl für die Unterprivilegierten”, die anderen „rückschrittlich”, „Ar*löcher”, „böse”, „unmoralisch”, „empathielos”.

Tatsächlich verhält es sich natürlich genau umgekehrt. Die Inhaber des Gesinnungsurteils sind es, die jeden Fortschritt des Denkens, Fühlens und der Gesellschaft mit ihrem verleumderischen Gesinnungsurteil zu verhindern trachten. Die Betreiber des Gesinnungsurteils sind zynische Egoisten, die keinerlei Mitgefühl für ihre Opfer haben, die sie mit unfairen Methoden fertigmachen. Die Gesinnungsdiktatoren haben keinerlei Empathie oder Anteilnahme für die Opfer ihrer kulturrevolutionären Unterdrückungspolitik. Sie selbst sind die „Schlechten”. Doch damit sie das nicht erkennen und wahrhaben müssen, verteidigen sie ihren doktrinären Dualismus, nachdem ihre Gesinnung das einzig Gute und Wahre der Welt sei, wogegen Kritiker böse, lächerlich und in jeder Hinsicht schlecht, dumm und zurückgeblieben seien.

Natürlich ist solches Gesinnungsurteilen dumm; wer ihm verfällt, bleibt logischerweise hinter dem Fortschritt der Menschheit zurück. Doch solange Leser und Hörer emotional ein wenig ihre Gesinnung teilen, können sie diese psychologisch bearbeiten wie ein Sektenpriester, nicht viel anders als Demagogen des Islamischen Staates oder Feministinnen.

Woher kommt diese Methodik? Wir haben bereits gesehen, wie Esther Vilar und andere Kritikerinnen des Radikalfeminismus zu den frühen prominenten Opfern zählten. Erste Spuren führen uns zur ersten feministischen Welle („Zensiert: Flaschenpost in die Zukunft. Erster Band zur ersten Welle”). 1968 brach zeitgleich mit der maoistischen Kulturrevolution eine solche auch in westlichen Ländern aus. Sowohl Linke als auch Feministinnen nahmen explizit Bezug auf Mao („Ideologiekritik am Feminismus”).

Andersdenkende galten ab 1968 als „Chauvischweine”, „braun”, „Nazischwein”, was seitdem durchgehend diese Diffamierungsmethodik prägt. Die Begriffe mögen sich geringfügig verändert haben; das Prinzip ist lediglich verfeinert worden. Damals wurden Andersdenkende niedergekreischt, angewütet, niedergekeift. Zu der Zeit gab es noch eine breite schweigende Mehrheit, die den Irrsinn ablehnte. Heute sind ganze Generationen in solchem Ungeist aufgewachsen. Natürliche menschliche Ergänzung ist vergessen, was Jugendliche entwurzeln und verwildern ließ. In diesem Durcheinander sind die Ideologen zu Haus, können ihren Gesinnungsdruck fortpflanzen und ausbreiten.

Zu der Methode gehören Subjektivität und Nabelschau, „Bauchgefühle”. Es reicht, aufgrund von emotionaler Abneigung und seiner Gesinnung „zu fühlen”, daß mit einem Kritiker, dessen Ansicht oder Buch etwas nicht stimme, um ihn fertigzumachen. Dies ist eine vom offiziellen Feminismus in grundlegenden Theoriewerken beschriebene Methodik. (siehe: „Ideologiekritik am Feminismus”) Sachargumente hatten gar keine Chance, gegen solche wütende emotionale Vorabverurteilung anzukommen; außerdem galt Logik ja als „patriarchalisches Prinzip der Unterdrückung”. Diese verdrehte Geisteshaltung, die in sich höchst unlogisch ist, begann dann, sich selbst als „logisch” zu werten (obwohl sie auf theoretischer Ablehnung „patriarchalischer Logik” gegründet ist), jeden kritischen Einwand von außerhalb ihres Ideologiesystems dagegen als „unlogisch” hinzustellen (obwohl Logik nur außerhalb ihrer auf Unlogik gründenden Ideologie möglich ist).

Später kamen andere Themen wie Migration hinzu. Feminismus und Geschlechterbezüge sind ein Kernpunkt der Gesinnungsdiffamierung, weil in deren Kreisen diese schädlichen Methoden entwickelt wurden. Außerdem ist eine emotionale Bevorzugung von Frauen (Kavaliersinstinkt) angeboren, ebenso eine negativere Sicht auf männliche Konkurrenten oder Verlierer. In Deutschland tritt jedoch die historische Belastung durch 12 Jahre NS-Diktatur hinzu, die alles, was mit „Völkern” zu tun hat, zu einem zweiten Tabuthema macht. So werden menschliche Universalien aller Zeiten und Völker nicht nur vom Feminismus verunglimpft, sondern auch noch mit der „Nazikeule” unterdrückt.

Ich beschäftige mich hier nicht mit Politik. Herr Trump wurde erst gestern als Präsident vereidigt; es ist unabsehbar, was er leisten wird oder nicht. Jedoch ist es lächerlich, mit was für einem Haß er vorab belegt wurde; ebenso wie es lächerlich war, Obama vorab zuzujubeln und dem späteren Kriegstreiber einen Friedensnobelpreis im voraus zu gönnen.

Seit einem Jahr wird unflätig negativ und einseitig berichtet. Dabei wird vorausgesetzt, daß Leser sich von dem Gesinnungsurteil anstecken lassen, den Wortlaut der wirklichen Rede nicht nachlesen. Denn diese könnte überzeugen, hat mit obiger Diffamierung nichts zu tun. Später wurde das Gezwitscher gelöscht, weil dem Verfasser wohl klar war, daß er sich selbst blamiert mit seiner verunglimpfenden Darstellung, die mehr über seine eigene, intolerante und haßerfüllte Gesinnung aussagt als über die Rede Trumps. Doch das macht nichts: Der Schaden ist dann oft schon angerichtet, der kleine Kritiker erledigt, fertiggemacht, die Rehabilitierung kommt zu spät.

Wohl alle namhaften Politiker aus dem Umfeld der AfD und Migrationskritiker sind mit dieser Methode sinnentstellender Zitatverdrehung publizistisch fertiggemacht worden. Regelmäßig wurde bekannt, daß die Berichterstattung falsch war. Doch weil es emotionale Befangenheit der Leser gibt, die subjektiv Angst haben vor Meinungen, die als „böse” gelten, bleibt bei der Schlammschlacht etwas hängen, auch wenn alle Vorwürfe falsch sind. Allein die Tatsache, daß die Personen am publizistischen Pranger standen, daß eine Verbindung mit „bösen” Inhalten hergestellt wurde, hat ihr Ansehen dauerhaft geschädigt. Eine spätere Richtigstellung der Falschmeldung nützt ihnen nicht mehr. Niemand gibt einer Eva Herman ihre Fernsehkarriere und Beliebtheit wieder, die längst zerstört sind, wenn sich herausstellt, daß die Vorwürfe falsch waren. Niemand gibt einem AfD Politiker sein gutes Ansehen wieder. Im Gegenteil, im Wahlkampf des Machtsystems, das mit unfairen Mitteln das Aufkommen einer Opposition unterdrücken will, wird der durch Lüge geschaffene Schaden genüßlich benutzt und vergrößert.

Seit über 30 Jahren wird diese Methode auch gegen meine Argumente und Bücher angewendet. In einer Gesellschaft, die bereits feministisch geprägt ist, reicht eine falsche Verdächtigung, das Ansprechen von Gefühlen, um zu diskreditieren und die Bevölkerung vom Lesen abzuhalten. Dabei wird meist nicht einmal gelesen, was verrissen wird. Denn das wäre taktisch ungeschickt; es würde Leser des Verrisses ja dazu verleiten, sich mit dem Verrissenen zu beschäftigen. Doch es gilt ja gerade, das zu verhindern. Also wird in den meisten Fällen etwas verurteilt, von dem die Verurteiler überhaupt nichts wissen, weil sie nicht eine Seite des Buches gelesen haben. Der Verriß stützt sich nur auf Bauchgefühl, emotionale Ablehnung und Wut, sowie auf den Buchtitel, der einen ungenehmen Inhalt vermuten läßt.

Es ist ein Mutmaßungs- und Unterstellungsurteil, wie es typisch ist für das Gesinnungsurteil. Jemand wütet und lästert los, weil jemand Argumente und Beweise zu lesen empfiehlt, die anscheinend nicht politisch korrekt sein werden. Übrigens erfolgte diese Reaktion in einer Facebook Gruppe „Zeig uns dein Buch!”, wo jeder seine Werke vorzustellen pflegt. Sogar dort treffen feminismuskritische Neuerungen auf Empörung.

Solche Diffamierungen wirken. Kaum jemand will lesen, Beweise und Argumente prüfen. Die emotionale Vorabverurteilung vernichtet geistig. Das unterschwellige, irrationale Unbehagen, aus dem stillschweigende Ablehnung und Nichtlesen resultiert, erstreckt sich bis in feminismus- oder migrationskritische Kreise.

So wurden Argumente und Bücher seit Jahrzehnten publizistisch vernichtend vermiest. Nur in seltenen Fällen liest überhaupt ein Rezensent, was die Sache bei Vertretern der verbohrten Eliten nicht bessert. Denn dann wird meist nicht gelesen, um Fakten und Argumente kennenzulernen oder gar zu verstehen; nein, Fakten noch Argumente werden abgeblockt und ignoriert. Es wird nur ein Vorwand gesucht, um das Buch, das eigner Gesinnung widerspricht, irgendwie diffamieren und unglaubwürdig machen zu können. Dabei ist kein Mittel zu schmutzig, zu hinterhältig oder zu verlogen. Einem Buch mit einem Dutzend verschiedener Themen wird vorgeworfen, nur ein einziges Thema zu haben, das dem Gesinnungsjournalisten äußerst mißfällt. Falsch? Egal! Solange der Verriß wirksam genug ist, liest niemand das Buch, weshalb der Betrug auch nicht auffällt. Gefahr droht ja erst dann, wenn das Buch trotzdem gelesen wird, sich die Lüge im Verriß also herausstellt.

Gesinnungsurteile bauen auf gemeinsamer moralischer Verdammnis, die den Verstand ebenso ausschaltet wie die Neugier. Ein Oppositioneller oder ein Buch werden so verdammt, daß eine Beschäftigung mit ihren Ideen unterbleibt. Solange das gelingt, droht dem lügenden Journalisten keine Gefahr. Man ködert das Publikum bei seiner Gesinnung: „Seht her, was für eine böse und abwegige Gesinnung muß der haben! Jede Beschäftigung damit wäre Zeitverschwendung.”

Doch immer häufiger scheitert das. Verunglimpfte Personen werden plötzlich Präsident der USA; sollte er seine Sache nicht schlecht machen, wird es peinlich für die Hetzer. Auch meine Bücher werden nicht verschwinden und irgendwann gelesen werden: Das kann sehr peinlich für grotesk falsche Verleumdungen werden.

Eine weitere Variante des Gesinnungsurteils ist der Charaktermord. Auch das hat Tradition. Kritiker der Vergangenheit gelten heute alleine aufgrund der Tatsache, daß sie eine Entwicklung oder Bewegung kritisierten, die heute als „Maßstab des Guten” gilt, als „verwerflich”.

Eine Variante des Charaktermords ist es, männliche Verlierer dafür lächerlich zu machen, Verlierer zu sein. Das hat etwas ironisches. Feminismus aller Welten gab Frauen als „benachteiligt” aus, forderte und erhielt massive Änderungen. Doch das dürfen nur Frauen und Feministen. Können Männer einen Nachteil wirklich wissenschaftlich nachweisen – im Gegensatz zu ‚gefühlten’ Nachteilen der Feministinnen –, so werden sie lächerlich gemacht, beschuldigt, in unflätiger Manier persönlich angegriffen. Der Unterschied der Behandlung zwischen Frauen und Männern könnte kaum größer und auffälliger sein als bei dieser Methode, die im Zyklus „weibliche Wahlmacht” beschrieben wird. Gehässige Absagen zu meinen Büchern dieses Zyklus, die in diesen dokumentiert sind, zeigen diesen einseitigen Gesinnungsdruck – denn wenn wir Frauen und Männer vertauschen würden, oder eine Frau so ein Buch geschrieben hätte, wäre es eine bejubelte Sensation geworden, wie sich durch Vergleiche belegen läßt.

Sind Männer stark, ist es falsch, wird angefeindet und bekämpft. Sind Männer dann schwach, ist es genauso falsch und wird genauso angefeindet. Was immer sie tun oder nicht tun, sind oder nicht sind, wird ihnen als gleich falsch ausgelegt. Auch das verrät ein Gesinnungsurteil.